Tschechien verspricht Eishockey-WM aus dem Zauberhut

Prag (dpa) - Auch in tschechischen Supermärkten laufen die Vorbereitungen für die Eishockey-Weltmeisterschaft im eigenen Land auf Hochtouren.

Foto: dpa

Es gibt kistenweise Bier, Plastikeimer mit Kartoffelsalat und jede Menge Grillwürstchen im Sonderangebot. Nationalspieler wie der legendäre Jaromir Jagr dienen als Motive für Schokoladenmännchen.

Natürlich gibt es auch ein Maskottchen - oder vielmehr gleich zwei. „Bob“ und „Bobek“ sind zwei fröhliche Hasen, die Kindern aus dem tschechischen Sandmännchen bekannt sind. Und sie leben in einem Zauberhut. Vielleicht zaubern sie also am Ende noch eine schöne Überraschung herbei - auch für das von vielen Ausfällen und Absagen geplagte deutsche Team.

Die tschechischen Fans können es sich ab diesem Freitag vor dem Fernseher gemütlich machen. Wer für ein Spiel der Gastgeber noch eine Karte will, wird es schwer haben. Fans anderer Teams haben aber noch gute Chancen. Insgesamt sind schon fast 500 000 Eintrittskarten für die WM verkauft. Die Veranstalter hoffen diesmal auf noch mehr Besucher als beim bislang letzten Weltturnier in Prag und Ostrau vor elf Jahren - damals strömten 552 000 Zuschauer in die Hallen.

Alle Aufmerksamkeit gilt vor allem einem Mann. Weltklassestürmer Jagr hatte den böhmischen Löwen 1998 in Nagano Olympia-Gold gesichert und sie 2005 in Wien zum WM-Titel geführt. Nun will es der NHL-Altstar von den Florida Panthers noch einmal wissen. „Ist es hier nicht zu kalt im Vergleich mit Florida?“, wollten die Journalisten am Prager Flughafen wissen. „Ich habe ein dickes Fell“, scherzte der 43-Jährige, der auch schon Stanley-Cup-Sieger in der Nordamerika-Liga NHL war.

Jagr hat Respekt vor den Gegnern. „Es gibt viele Teams, die Gold oder eine Medaille gewinnen können“, sagte er bei der Ankunft. Die Chancen seien heute ausgeglichener als früher. Er spüre daher den Druck. „Die Fans haben hohe Erwartungen und sehen uns vielleicht in einem besseren Licht als wir uns selbst“, meinte er. 2004 war Jagr mit den Gastgebern überraschend im Viertelfinale an den USA gescheitert.

Ausgerechnet kurz vor der WM schreckte eine Affäre die tschechische Eishockey-Welt auf. Ein mit versteckter Kamera aufgezeichnetes Gespräch mit Nationaltrainer Vladimir Ruzicka machte im Internet die Runde. Der Vorwurf: Ruzicka soll in seiner Zeit bei Slavia Prag 500 000 Kronen (18 200 Euro) vom Vater eines Spielers genommen haben. Damit der Sohnemann auf dem Eis zum Einsatz kam.

Es half nicht, dass sich der Nationaltrainer in seinen Aussagen verhedderte. Das Geld sei nur für die Renovierung der Turnhalle bestimmt gewesen, hieß es erst. Dann: Es sei nur eine Art Kredit gewesen, der zurückgezahlt wurde. Bis zum Ende der WM wird sich der Verband nicht mehr äußern. Die Polizei will den Verdacht prüfen.