WM-Turnier der Wiedergutmachung und Stars der Zukunft
Moskau (dpa) - Schon der WM-Auftakt in Russland verspricht Eishockey-Duelle mit Final-Charakter. Gleich am ersten Tag treffen vier Nationen mit den klangvollsten Namen aufeinander, die der Sport zu bieten hat.
Im ewigen Nachbarschaftsduell bekommt es Titelverteidiger Kanada in St. Petersburg mit dem Erzrivalen USA zu tun. Und nach der Eröffnungszeremonie in Moskau ist eine noch leidenschaftlichere Atmosphäre zu erwarten, wenn Gastgeber Russland auf Tschechien trifft. In Russland (27), Kanada (25) und Tschechien (12) sind dabei die drei Teams im Einsatz, die am häufigsten Weltmeister geworden sind.
Zwei Jahre vor der Fußball-WM will sich Russland inmitten der Diskussion um gedopte Athleten schon mal als guter Gastgeber für das Schaulaufen der Kufencracks präsentieren. Die Sbornaja dürfte in den gut zwei WM-Wochen bis zum Endspiel am 22. Mai vor eigenem Publikum besonders motiviert sein, zumal das demütigende 1:6 im WM-Endspiel 2015 gegen den Erzfeind Kanada und das Viertelfinal-Aus bei den Olympischen Spiele in Sotschi noch nachwirkt. „Wir sind bereit zum Kampf“, sagte Trainer Oleg Snarok. „Natürlich zählt nur Gold.“
Ein WM-Titel in der Heimat gelang dem Rekordweltmeister letztmals 1986. „Sie können vielleicht mit dem Druck im eigenen Land nicht so umgehen, aber sie haben immer die Qualität, um Weltmeister zu werden“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl.
Deutschlands Vorrunden-Gegner Kanada ist ebenfalls wieder unter den Favoriten, aber nicht so stark besetzt wie beim Durchmarsch im vergangenen Jahr in Tschechien. Bundestrainer Marco Sturm tippt ohnehin auf Finnland. „Sie haben ein absolutes Traumjahr. Sie sind U18-Weltmeister geworden, sie sind U20-Weltmeister geworden“, argumentierte er. Gegen den zweimaligen Weltmeister spielt sein Team am Sonntag in der Gruppe B in St. Petersburg.
Am Eröffnungstag sind die Deutschen noch spielfrei, sie starten am Samstag mit einer wegweisenden Partie gegen Frankreich in das Turnier. Ein Jahr vor der Heim-WM hofft das deutsche Nationalteam auch in Russland auf einen Grund zur Freude. Die erste Viertelfinal-Teilnahme seit 2011 scheint möglich. Bei seiner WM-Premiere als Bundestrainer hat Sturm den besten Kader seit Jahren zusammen und kann auf vier NHL-Profis vertrauen.
Viele Augen werden auf Leon Draisaitl gerichtet sein, der mit Tobias Rieder und mit Angriffslust zumindest die deutschen Fans verzücken soll. Einen potenziellen WM-Star sieht der Bundestrainer in dem 20-Jährigen von den Edmonton Oilers aber noch nicht. „Ich würde sagen, das ist noch ein bisschen früh“, meinte turm. „Seine Zeit kommt noch.“
International könnte das Eishockey-Spektakel dennoch von Top-Talenten und künftigen Stars geprägt werden. Für Deutschlands Gruppengegner USA läuft der 18-jährige Auston Matthews auf, dem eine glänzende NHL-Karriere vorausgesagt wird. Bei den Kanadiern steht Draisaitls Team-Kollege Connor McDavid, in der laufenden Saison zum größten NHL-Talent gewählt, im Kader.