Draisaitl unverzichtbar WM-Ziel für DEB-Team nur mit NHL-Extraklasse machbar

Herning (dpa) - Leon Draisaitl muss es richten. Auf den NHL-Star wird es am Sonntag gegen Norwegen ankommen, soll der dritte Viertelfinal-Einzug des deutschen Eishockey-Nationalteams in Serie bei der WM nicht früh außer Reichweite rücken.

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Schon das 2:3 nach Penaltyschießen zum Auftakt gegen Dänemark zeigte, wie sehr der umgekrempelte und stark verjüngte Olympia-Zweite von seinem Ausnahmekönner von den Edmonton Oilers abhängt. „Zu Leon muss man nicht viel sagen“, meinte NHL-Verteidiger Korbinian Holzer und geriet wortreich ins Schwärmen: „Das ist unser bester Spieler. Mit Abstand. Er macht einfach oft den Unterschied. Er sticht raus.“

Vor allem dank Weltklasse-Stürmer Draisaitl hat die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm bei ihrem Neuanfang knapp zehn Wochen nach dem sensationellen Olympia-Silber immerhin einen Punkt aus dem komplizierten Auftakt gegen den Gastgeber mitgenommen. Mit Tempo, Technik und Tor-Drang ragt der 22-Jährige heraus. Mit seiner Übersicht, Präsenz und Dominanz, mit seiner Art, wie er den Puck führt und abschirmt, ebenso. „Auch beim Gegner kann man genau erkennen, was er für eine Wirkung auf die hat“, lobte Holzer. „Die werden teilweise direkt passiver. Er macht auch Sachen, die man nicht erwartet. Wenn der auf dem Eis steht, ist das immer gefährlich.“

Gegen die Dänen traf der Topstar zum 1:1 selbst und bereitete den Treffer von Yasin Ehliz neun Minuten vor dem Ende vor. Der Sohn des früheren Nationalspielers Peter Draisaitl hätte die Partie allerdings bei seinen Alleingängen in den Schlussminuten auch entscheiden können. Und auch im Penaltyschießen blieb der gebürtige Kölner dann wie seine Teamkollegen erfolglos. Die vergebenen Chancen seien schnell vergessen, sagte Sturm: „Er ist mittlerweile so abgeklärt.“

Die Frage, ob sich zu viel im deutschen Spiel auf Draisaitl konzentriere, wollte Münchens Dominik Kahun nicht kommentieren. „Wer Leon kennt, der weiß, dass er den Erfolg für die Mannschaft will und wenn es über andere Wege geht, ist es auch ok für ihn“, sagte Sturm.

Schon seine vierte Saison in der NHL hat er hinter sich, schon in seinem jungen Alter 282 Spiele in der stärksten Liga der Welt absolviert. Edmonton stattete ihn mit einem Vertrag bis 2025 über 68 Millionen Dollar aus und belohnte damit sein außergewöhnliches Talent. Von seiner Klasse hängt für das Nationalteam auch deswegen viel ab, weil andere Stürmer (noch) nicht das gewünschte Niveau erreichen. Gerade im Angriff ist das Team des Deutschen Eishockey-Bunds nach dem Umbruch und den insgesamt 17 Ausfällen, Absagen und Rücktritten geschwächt und extrem jung aufgestellt.

Ein zweiter NHL-Stürmer fehlt. Tobias Rieder verzichtete aufgrund seiner ungeklärten Vertragssituation auf die Weltmeisterschaft, Tom Kühnhackl könnte nur im Falle des Ausscheidens mit den Pittsburgh Penguins nach Herning nachreisen. „Es sind ein paar neue Gesichter dabei. Es braucht immer ein bisschen Zeit, bis die sich integriert haben und das System verstanden haben“, sagte Draisaitl.

Gegen Dänemark bildete der Center nicht mit einem der vier WM-Debütanten im Angriff, sondern mit den Pyeongchang-Finalisten Matthias Plachta und Ehliz eine Formation. „Leon ist unglaublich. Das macht richtig Spaß, mit ihm zusammen zu spielen“, schwärmte auch der Nürnberger Ehliz. Sturm erklärte: „Leon macht die anderen besser.“

Am Sonntag ist Draisaitl als Führungsspieler erneut gefordert. Auf einen guten Start in das Turnier komme es an, hatte der NHL-Star schon vor dem ersten WM-Auftritt in Herning gesagt. Schließlich warten am Ende der sieben Vorrundenspiele Finnland und Kanada als Gegner, gegen die Deutschland keine Punkte einplanen kann. Deswegen muss es gegen Norwegen klappen - mit einem starken Leon Draisaitl.