Erst Knatsch, jetzt Europa-Ziele - Babbels Handschlag
Berlin (dpa) - Den vielbeachteten Handschlag mit Michael Preetz gab es erst beim Abgang. Tagelang hatte Herthas Ex-Coach vor dem eminent wichtigen Duell der Berliner gegen sein Hoffenheimer Team die Stimmung in der Hauptstadt mit angeheizt.
Doch nach dem 1:3 gab sich der Bayer wieder moderater und verteilte sogar Lob an sein Ex-Team und seinen Nach-Nachfolger Otto Rehhagel.
Zwar sind die Querelen mit Manager Michael Preetz nicht vergessen, aber das Kapitel Berlin ist für Babbel nun abgehakt. In der Kraichgauer Provinz hofft er nun mit den Millionen des Mäzens Dietmar Hopp endlich seine in Berlin unerfüllten Träume verwirklichen zu können. „Man hat gemerkt, dass uns zuletzt zwei, drei Prozent fehlten. Da war ein Ballast abgefallen, als der Klassenerhalt feststand. Aber es fehlte die Gier, mehr zu erreichen. Es war ja möglich, Europa anzugreifen“, meinte Babbel.
Nach den feststehenden Neuzugängen Eren Derdiyok (Leverkusen), Tim Wiese (Bremen), Matthieu Delpierre (Stuttgart), Kevin Volland (1860 München) und Stephan Schröck (Fürth) kündigte Babbel weitere Verstärkungen an. „Sportlich hinken wir noch hinterher. Wir wollen den nächsten Schritt tun, raus aus dem Mittelmaß. Dafür brauche ich Typen wie Tim Wiese“, meinte er im „ZDF-Sportstudio“ und wollte sogar den Gedanken an die Champions League nicht ausschließen. „Wir sind nicht die Einzigen, die den Traum haben. Bayern und Dortmund stehen über allem, dahinter gibt es unglaublich viele Mannschaften. Wir auch. Warum nicht!“, sagte Babbel überaus selbstbewusst.
Dass auch die Berliner Profis Pierre-Michel Lasogga und Christian Lell auf seiner Wunschliste stehen, wollte Babbel nicht bestätigen. „Hertha-Spieler sind im Moment nicht antastbar, sie müssen die Relegation spielen“, erklärte Babbel.
Er wehrte sich dennoch dagegen, dass Hoffenheim unter seiner Regie in der Doppelfunktion als Manager und Trainer wieder in Zeiten einer kostspieligen Transferpolitik zurückfalle. „Wir haben einen finanziellen Rahmen, der wird nicht gesprengt“, behauptete Babbel und räumte ein, dass Sponsor Hopp ständig im Boot ist. „Natürlich besprechen wir alles, aber er mischt sich nicht ein.“
Babbel kündigte an, demnächst auch die TSG mit einem Tattoo auf seinem Körper zu verewigen, wie er es einst mit Hertha BSC auf dem Oberarm getan hatte. „Ich könnte ja jetzt einen Balken drüber ziehen, aber das will ich nicht“, bekannte sich Babbel zu seiner Berliner Vergangenheit. „Ich hatte ja auch sportlich Erfolg in diesem Verein mit seinen tollen Fans.“ Und er bangt nun sogar mit Hertha in der Relegation: „Jetzt drücke ich die Daumen, dass sie die zwei Spiele auch noch positiv gestalten. Das ist ein fantastischer Club.“
Warum er vor dem Match die Herthaner so heftig attackiert hatte, begründete Babbel nicht mit der von Manager Michael Preetz unterstellten „Lügenaffäre“ im Dezember 2011. „Damals ist die Situation leider eskaliert, nachdem ich mitgeteilt habe, dass ich ab Sommer nicht mehr zur Verfügung stehe. Hertha wollte mich los werden, jetzt bin ich froh, in Hoffenheim zu sein. Es war gut so für beide Seiten“, erklärte er im Rückblick.
Auch Preetz wollte nach dem Handschlag von Babbel in der Ausgangstür des Pressekonferenz-Raumes die Spannungen nicht weiter anheizen und meinte nur lapidar: „Er arbeitet für die TSG Hoffenheim, ich für Hertha BSC.“