European Championships Wer bekommt das Erfolgsmodell?

Berlin · Die European Championships 2018 in Glasgow und Berlin waren ein großer Erfolg. Jetzt sind einige deutsche Städte an der Ausrichtung 2022 interessiert, auch Düsseldorf flirtet. Prämisse: Kein Gigantismus.

Selten so viele Zuschauer vor das TV-Gerät gelockt: Die deutschen Wasserspringer Tina Punzel und Lou Massenberg bei den European Championschips.

Foto: dpa/Ian Rutherford

Die Resonanz sprengte alle Dimensionen. Das neue Format der European Championships mit zeitgleich ausgetragenen Europameisterschaften in sieben Sportarten war im Sommer 2018 vor allem für das Fernsehen ein Erfolgsmodell. Fast eine Milliarde Zuschauer lockte das Spektakel weltweit vor die TV-Geräte. Nun soll das Projekt behutsam weiterentwickelt werden. Das erklärte Co-Geschäftsführer Marc Jörg. „Erfrischend, kostenbewusst, authentisch“, umriss der Schweizer seine persönliche Bilanz der Tage von Glasgow und Berlin.

Er zeigte sich beeindruckt von den Millionen-Einschaltquoten im TV – nach Angaben der Veranstalter sahen 43 Millionen Deutsche mindestens eine TV-Übertragung –, von der Wirkung in den sozialen Netzwerken sowie von der positiven Resonanz. „Wir haben unser Ziel erreicht, die TV-Zuschauer von Sportart zu Sportart mitzunehmen“, bilanzierte er. ARD und ZDF werden nun auf nationaler Ebene den Gedanken fortführen und am 3./4. August die deutschen Meisterschaften in zehn Sommersportarten in Berlin von 8 bis 20 Uhr übertragen.

Gegen Düsseldorf sprechen zwei starke Argumente

Wenig begeistert von der Premiere des neuen Formats im vergangenen August zeigte sich das Internationale Olympische Komitee IOC. „Bei den European Championships wurde am Fernsehschirm etwas zusammengeführt, das örtlich nicht zusammen gehörte“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. „Das ist ein Experiment, das insbesondere von den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sehr gefördert worden ist. Für Olympische Spiele ist die Trennung von verschiedenen Sportarten in verschiedenen Ländern in dieser Tragweite kein Modell.“ Auch Jörg weiß, dass es einiges zu verbessern gibt. „Aber wir bleiben dabei, dass der finanzielle Rahmen nicht gesprengt werden darf. Gigantismus darf es nicht geben.“

Angesichts der positiven Wirkungen gibt es großes Interesse, die Championships 2022 auszurichten. Berlin und Hamburg brachten sich schon im August ins Gespräch, München wurde durch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ins Rennen geschickt – dann 50 Jahre nach Olympia 1972 in München. Auch Düsseldorf hat Interesse gezeigt und bereits Gespräche mit dem europäischen TV-Vermarkter geführt, klar ist in der NRW-Landeshauptstadt aber zweierlei: Es fehlt ein Stadion für Leichtathletik-Wettbewerbe und etwa Kanusport müsste in Duisburg stattfinden. Zudem: Ob man als potenzieller Kandidat der Rhein-Ruhr-City-Initiative für Olympia 2032 jetzt das IOC mit der Teilhabe an den European Championchips ECC verprellen sollte – daran haben viele Düsseldorfer Stadtoberen ihre Zweifel.

General Manager Jörg verwies auch auf komplizierte Anforderungen bei der Vergabe, bei der die Interessen der Städte, Verbände und der Politik unter einen Hut gebracht werden müssten. „Es gibt bei uns keine Bewerbungsprozedur wie im IOC bei Olympischen Spielen. Wir versuchen, mit interessierten Städten Anforderungen zu besprechen. Auf keinen Fall wollen wir einen Bieterkampf auslösen“, sagte er.

Berlin habe inzwischen mit den Special Olympics 2023 eine weiteres Großereignis übertragen bekommen, München ist 2020 Ausrichter von Spielen der Fußball-EM. Und „in Hamburg gibt es kein Stadion, in dem man eine Leichtathletik-EM austragen könnte. Und wir hätten da schon wieder einen Prozess, den wir nicht auslösen möchten“, sagte Jörg. „In jedem der Orte braucht man eine Infrastruktur, nicht Lösungen auf dem Reißbrett“. Eine Ausdehnung der Zahl der Sportarten ist nicht angesagt. „Wir möchten eher konsolidieren als expandieren“, lehnte er olympischen Dimensionen ab. Ein weiteres Problem für 2022: „Durch die Austragung der Fußball-WM im Dezember verschiebt sich der gesamte Sport-Kalender. Die großen Fußball-Ligen werden den ganzen August spielen“, sagt Jörg. „Es ist ein Puzzle, das da zusammengetragen werden muss. Die Terminfrage ist völlig offen.“ Die Entscheidung über den nächsten Ausrichter soll noch in diesem Jahr fallen.