Fechter Benjamin Kleibrink: „Ich schaue nach vorn“
Catania (dpa) - Fragen an Fecht-Olympiasieger Benjamin Kleibrink, der bei den Weltmeisterschaften von 9. bis 16. Oktober in Catania (Italien) nach seinem Motorradunfall wieder im deutschen Florett-Team steht.
Wie ist es nach dem Motorradunfall im April um Ihre Fitness bestellt?
Kleibrink: „Ich habe die Vorbereitung ganz normal mitmachen können. Ich bin ganz normal im Geschäft, es ist alles normal gelaufen, ich habe keine Probleme mehr. Natürlich bin ich noch nicht bei 100 Prozent angekommen. Für das Fechten reicht es. Diese zwei, drei Monate mit der schweren Verletzung - das dauert. Ich bin aber völlig uneingeschränkt. Das ist erstmal das Wichtigste.“
Wie stufen Sie Ihre WM-Aussichten ein, worauf liegt Ihr Augenmerk?
Kleibrink: „Ich bin aufs Einzel gar nicht so konzentriert, es geht um die Mannschaft. Wir müssen uns in der Mannschaft wahrscheinlich schon im Viertelfinale mit Italien messen. Das ist mit Sicherheit die schwerste Ausgangsposition. Jetzt müssen wir schauen, was wir daraus machen.“
Und was könnte daraus werden?
Kleibrink: „Klar ist, dass es dumm gelaufen ist. Am Anfang der Saison war es ja ganz gut - mit deutscher Meisterschaft und so. Der Unfall hat mich zurückgeworfen, das war schon sehr traurig, aber ich schaue nach vorn.“
Sie und Ihr Florett-Team müssen um die Olympia-Teilnahme bangen ...
Kleibrink: „Wir waren viermal nacheinander WM-Zweiter. Und natürlich gibt es Gründe, dass wir zuletzt nicht mehr ganz so gut waren. Der dritte Mann war in der Regel ein wenig schwächer - da verliert man halt mal einen Platz in der Weltrangliste. Und dann hat man am Anfang die schweren Gegner. Dem kann man aber nicht aus dem Weg gehen. Man muss es hinnehmen, diese Wellenbewegung wird immer wieder stattfinden. Im Endeffekt hängt sich die Mannschaft immer voll rein.“
Also starten Sie mit Zuversicht?
Kleibrink: „Das Selbstvertrauen ist da. Wenn Peter Joppich und ich gut fechten, denke ich schon, dass wir ein gutes Selbstvertrauen haben werden. Das ist nicht verloren gegangen.“
Haben Sie Ihren Olympiasieg noch im Hinterkopf?
Kleibrink: „Nein, das ist schon drei Jahre her. Da schaue ich nur nach vorn, auf jeden Fall. Und für die Zeit nach Olympia 2012 gibt es noch keinen Plan. Ich habe noch nicht drüber nachgedacht - ich bin ja noch jung.“
Und wie ist das mit dem Motorradfahren?
Kleibrink: „Jetzt ist die Saison sowieso vorbei. Aber ich lasse mir grundsätzlich nichts verbieten. Jeder soll machen, wozu er Lust hat.“
Fehlt Ihnen die Wettkampfpraxis?
Kleibrink: „Ich glaube nicht. Das ist nicht so weltbewegend. Ich habe nach Olympia 2008 ein halbes Jahr gar nichts gemacht. So zum Spaß einmal die Woche. Lange habe ich gar nicht gefochten und auch gar keinen Sport gemacht. Das war kein Problem, ich bin ja ein ganz fitter Typ. Das geht schon wieder.“