FIFA erlaubt Tortechnik: Nie wieder Wembley-Mythos

Die Fifa setzt auf Torkamera und Chip im Ball. Einführung in der Bundesliga nicht vor 2013.

Zürich. Die größte Regel-Revolution im modernen Fußball hat Joseph Blatter als „absolut historischen Tag“ bezeichnet.

Der Fußball habe sein menschliches Gesicht behalten. Wenn man Hilfe habe, „muss man die auch einsetzen“, sagte der Fifa-Präsident im Schweizer Fernsehen. Doch nach der Sitzung des International Football Association Board (IFAB) in Zürich bleibt vieles im Unklaren.

So ist unsicher, wann Torkamera oder Chip im Ball in Deutschland zum Einsatz kommen. Liga-Präsident Reinhard Rauball begrüßte zwar das Votum, hält aber eine sofortige Einführung in der Bundesliga für „absolut ausgeschlossen“. Er könne sich dies „frühestens zur Saison 2013/14 vorstellen“.

Ob auch untere Ligen davon profitieren, ist offen. „In Wimbledon ist es ja auch so, dass die Hawk-Eye-Technologie auch nur auf den Plätzen 1 und 2 genutzt wird“, sagte Rauball der „Bild“-Zeitung. Die Zurückhaltung hat auch finanzielle Gründe: Alle Verbände und Profiligen können selbst über eine Einführung entscheiden — müssen aber auch die Kosten in erwarteter Millionenhöhe selbst tragen.

Fest steht: Erstmals sollen Schiedsrichter bei der Klub-WM im Dezember in Japan die Hilfe in Anspruch nehmen. Beim Confederations Cup 2013 und der WM 2014 in Brasilien wird das System weltweit präsentiert — Wembley-Tor-Mythen und Torklau-Schlagzeilen sollen dann der Vergangenheit angehören. Doch in der WM-Qualifikation zum Beispiel wird es keine Schiri-Hilfe geben.

Der Verlierer des Tages ist Uefa-Präsident Michel Platini. Sein System mit zwei Torlinien-Richtern wird zwar geduldet. Doch verweigert Europas Kontinentalverband wie angekündigt die Technikeinführung in der Champions League und bei der EM, wird das Wehklagen bei der nächsten Fehlentscheidung noch lauter sein.