Früherer Kanu-Goldschmied Capousek nimmt zweiten Anlauf

Duisburg (dpa) - Nach der Wende führte er die deutschen Kanuten zu 17 Olympiasiegen, inzwischen hat Josef Capousek in China seine zweite Heimat gefunden.

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Für die Volksrepublik sichtet und trainiert der frühere Bundestrainer im hohen Alter noch den Paddelnachwuchs - obwohl Capousek, der am Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert, gar keinen guten Start im Reich der Mitte hatte. Vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking sollte er die chinesischen Kanuten auf das Heim-Spektakel einstimmen, nahm aber zu wenig Rücksicht auf die Hierarchien in dem kommunistischen Land. Er übte öffentlich Kritik, überwarf sich mit den Funktionären - und flog noch vor Olympia raus.

Ohne ihn verpassten die in der Weltelite nach wie vor chancenlosen Chinesen vor eigenem Publikum eine Olympia-Medaille. „Ich habe mich auf acht Olympische Spiele vorbereitet, war aber nur bei sieben dabei“, resümiert Capousek inzwischen. Die größten Erfolge feierte er mit der vereinigten deutschen Kanu-Flotte ab 1992: 17 Goldmedaillen bei vier Olympischen Spielen bis zum Athen-Spektakel 2004, obendrein rund 140 Plaketten bei Welt- und Europameisterschaften. Nach 14 Jahren war für den in Prag geborenen Capousek Schluss als Chefcoach des Deutschen Kanu-Verbandes - auch wegen seiner Trennung von Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer.

2005 ging er nach China, um etwas Neues aufzubauen und die Hoffnung einer olympischen Kanu-Medaille für die stolzen Gastgeber zu erfüllen. Doch sechs Wochen vor den Sommerspielen feuerte ihn der chinesische Verband. „Das ganze System ist faul“, wetterte Capousek daraufhin und erkannte sogar „ein bisschen politische Gründe“ für sein Aus. Aus dem Ärger von damals hat er gelernt, inzwischen sagt er: „In China darf man keine Kritik üben - vor allem nicht, wenn andere Leute dabei sind“. Das Befehlsmäßige mache die tägliche Arbeit aber kompliziert, „man muss immer eine Brücke bauen“.

Dass es Capousek nach mäßig erfolgreichen Engagements in Großbritannien und Italien inzwischen dennoch wieder nach China verschlagen hat, hängt auch damit zusammen, dass er vom Rentnerdasein nichts wissen will. Die Kontakte gen Asien hielten, inzwischen arbeitet Capousek als Talentsichter und Trainerberater in Guangdong im Süden des Riesenreiches. Zwischen sechs und acht Monate verbringt er dort jährlich, im Kanuzirkel wird er von vielen Chinesen wegen seiner großen Erfolge von früher geschätzt. „Es ist eine freie Zusammenarbeit ohne Vertrag. In Deutschland würde man es vielleicht als Hobby bezeichnen, was ich hier mache“, sagte Capousek, dem in seiner erfolgreichsten Zeit sogar die Ehrenprofessur der Universität Wuhan angetragen wurde.

In die Schlagzeilen geriet der frühere Kanu-Bundestrainer auch immer wieder wegen seiner Beziehung mit Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer, die er selbst trainierte. „Birgit hat die Entscheidung erleichtert“, sagte Capousek 2005 zu seinem Abschied vom DKV. In einem früheren Interview hatte er sogar erklärt: „Birgit war für mich ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben. So wichtig, dass ich mich gefragt habe: Was soll ich noch hier?“ Inzwischen hätten Fischer und er ein „freundschaftliches Verhältnis“, bilanzierte Capousek. „Wir schreiben uns oft und sehen uns auch häufig.“