Frühes Boll-Aus nach Tischtennis-Schwerstarbeit
Paris (dpa) - Timo Bolls linker Arm leistete wahre Sisyphos-Arbeit. Eine Stunde lang zog der Linkshänder unermüdlich einen Topspin nach dem anderen, doch wie von einer Gummiwand kamen die meisten Bälle von seinem Gegner Joo Se Hyuk zurück.
3:4 verlor der Rekord-Europameister das spektakuläre Marathon-Match gegen den Abwehrkünstler aus Südkorea. Weil zuvor Dimitrij Ovtcharov mit 1:4 gegen Titelverteidiger Wang Hao (China) im Viertelfinale das Nachsehen hatte, waren die deutschen Tischtennis-Asse am Finaltag des World Cups in Paris nur Zuschauer.
„Es war unglaublich, wie Joo heute gespielt hat. Das muss ich einfach anerkennen. Da war so gut wie kein Durchkommen“, kommentierte der WM-Dritte Boll - müde, ausgelaugt und schweißgebadet - sein frühes Aus. „Dazu hat er auch noch in den richtigen Momenten hervorragend angegriffen“, lobte er seinen Gegner. Zweimal hatte Boll das mit 111 000 Euro dotierte Turnier bereits gewonnen. Dass es nicht zu einem dritten Triumph reichte, grämte dem gebürtigen Hessen nicht allzu sehr.
Nach einer zweiwöchigen Pause wegen Rückenproblemen war er mit seiner Leistung zufrieden. „Ich kann mir überhaupt keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil war ich überrascht, wie gut ich schon wieder nach der Pause gespielt habe“, fasste der Weltranglisten-Vierte Boll sein Comeback zusammen. Nach drei souveränen Vorrunden-Siegen kostet ihn die Niederlage gegen den sechs Plätze schlechter eingestuften Joo Se Hyuk allerdings wichtige Weltranglisten-Punkte.
„Timo hat nach seiner Verletzung schnell wieder auf einem Niveau gespielt, das bemerkenswert ist. Ihm fehlte gegen Joo, der mit zunehmender Dauer immer sicherer wurde, ein punktbringender Abschluss. Daran werden wir noch arbeiten“, urteilte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Er registrierte den Weltklasse-Auftritt des Defensiv-Strategen sehr genau: „Südkorea ist bei der nächsten WM 2012 in Dortmund und bei Olympia ein sehr, sehr ernsthafter Gegner.“
Ovtcharov konnte eine Woche nach seinen Sensationssieg gegen Wang Hao in Magdeburg den Coup nicht wiederholen. Der Weltranglisten-Zweite aus dem Reich der Mitte war diesmal auf der Hut und revanchierte sich mit einem letztlich ungefährdeten Erfolg. „Er war der bessere Spieler, das muss man einfach feststellen“, gab Ovtcharov zu.
Der 23-Jährige hatte zuvor beim knappen 3:4 im Gruppenspiel gegen Weltmeister Zhang Jike (China) eine bärenstarke Leistung gezeigt. „Die Chinesen sind für mich schlagbar. Ich arbeite weiter an meinem Ziel, in die Top Ten der Welt aufzusteigen“, sagte die Nummer zwölf im Ranking.