Funktionäre: Behindertensport ohne Pistorius populär
Frankfurt/Main (dpa) - Führende Funktionäre des Behindertensports haben schockiert auf den Fall Pistorius reagiert, befürchten aber keinen Imageschaden für die paralympische Bewegung.
„Ich sehe keine Auswirkungen auf den nationalen oder internationalen Behindertensport“, sagte Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Verbandes DBS, der Nachrichtenagentur dpa. Der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), Sir Philip Craven, sprach in einer ersten Stellungnahme von einem „Schock und Fassungslosigkeit“.
„Ich konnte nicht glauben, was ich gehört habe - aufgrund der großen Diskrepanz zwischen dem Oscar, den ich kennengelernt habe und dem Oscar, über den wir jetzt ständig in den Medien hören“, erklärte der frühere Rollstuhl-Basketballer aus Großbritannien der Nachrichtenagentur dpa. Craven glaubt, dass die paralympische Bewegung bis zu den nächsten Spielen in Rio de Janeiro sogar noch populärer werden könne. „Nach den Spielen in London 2012 gibt es eine ganze Reihe hochkarätiger Sportler, nicht nur Oscar“, meinte er.
Pistorius steht in seiner Heimat Südafrika unter Mordanklage, weil er in der vergangenen Woche seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen haben soll. Außerdem berichteten seit Montag mehrere Medien übereinstimmend, dass im Haus des 26-Jährigen auch Dopingmittel gefunden worden sein sollen.
Beucher nannte Pistorius eine der wichtigsten Galionsfiguren des Behindertensports. Der „Blade Runner“ gewann insgesamt sechs Goldmedaillen bei Paralympics und war 2012 der erste Leichtathlet, der mit zwei amputierten Unterschenkeln auch bei Olympischen Spielen startete. „Man muss diese Sportleistung, die er erbracht hat, trennen von dem, was der Mensch Pistorius gemacht hat“, betonte der DBS-Chef.
Craven sprach der Familie der ermordeten Reeva Steenkamp sein „starkes Mitgefühl“ aus. Sollten sich die Vorwürfe gegen Pistorius bestätigen, setzt der IPC-Präsident auf junge Talente wie den Brasilianer Alan Oliveira oder den britischen Sprinter Jonnie Peacock, der Pistorius bereits in London im 100-Meter-Sprint geschlagen hatte. „Es liegt auf ihren Schultern, dass die paralympische Bewegung weiter vorangeht“, meinte Craven.