Fußball: Warum Uli Hoeneß im Kreuzfeuer der Fans steht

Der Bayern-Präsident hilft dem Rivalen 1860 München — aber keinesfalls uneigennützig.

Düsseldorf/ München. Spruchbänder mit wüsten Beschimpfungen im Bundesliga-Spiel gegen Mönchengladbach haben den Fokus auf Bayern-Präsident Uli Hoeneß und seine viel kritisierte Hilfe für den Zweitligisten 1860 München gelegt. Die Hintergründe eines Konflikts, der München spaltet.

Nein. Aber Hoeneß ist Traditionalist und täte sich mit der Insolvenz des Stadtkonkurrenten durchaus schwer. Das verriet er noch in der vergangenen Woche beim Talk im Kulturforum in Düsseldorf.

„Ich bin nicht der Meinung, dass die Stadt München nicht zwei Vereine in der Bundesliga haben kann. 1860 ist ein Traditionsverein. Und wenn man mit relativ geringen Mitteln dazu beitragen kann, dass die überleben, dann kann ein großer Verein wie Bayern München das tun“, sagte Hoeneß.

Nein. Der FC Bayern hätte ohne 1860 als Mieter (Vertrag bis 2025) in der Allianz-Arena rund drei Millionen Euro weniger Miteinnahmen im Jahr. Hinzu kommen weitere Risiken: Viele Logen seien laut Hoeneß in der Arena für fünf Jahre und jeweils 40 Spiele pro Jahr vermietet. Erst ein Jahr ist seither verstrichen.

Bei einer Insolvenz der „Löwen“ böten sich den Kunden nur noch 20 Spiele, Rückforderungen dürften die Folge sein. „Das könnte auch 2,3 Millionen kosten“, sagte Hoeneß in Düsseldorf. Auch die Allianz, die als Namensgeber sechs Millionen Euro zahlt, müsste weniger zahlen. Das Interesse des Präsidenten ist also zuerst wirtschaftlicher Natur.

Hoeneß will 1860 kein „Geld schenken“ oder über eine Beteiligung zuführen. Stattdessen stundet er „zu günstigsten Konditionen“, wie er sagt. 2,1 Millionen Euro sind es an Miet-Verbindlichkeiten aktuell bis zum 15. Juli. Das Geld wäre eigentlich zum 31. Januar fällig gewesen.

Hoeneß hatte auf der letzten Jahreshauptversammlung angekündigt, „keinen weiteren Cent in das Fass ohne Boden mit dem Namen TSV 1860 zu werfen“. Auf diese Ansage berufen sich viele Fangruppierungen.

In einem offenen Brief hatte sich die Fans von „Club Nr. 12“ an Hoeneß gewandt. Darin verweisen sie vor allem auf die verfahrene Situation beim Konkurrenten. Die seien tief gespalten, würden den Wechsel in ein eigenes Stadion vorantreiben und seien von der Unvernunft getrieben, dem FC Bayern auf Augenhöhe zu begegnen.

Nach Franz Beckenbauer hat am Dienstag auch der Vorstand die „Beleidigungen und Diffamierungen aufs Schärfste“ verurteilt. Das Verhalten eines Teils der eigenen Fans sei „unverschämt, untragbar und nicht akzeptabel“. „Wir sind über die blamablen Vorkommnisse in der Allianz Arena nach wie vor extrem irritiert“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Hoeneß als „Lügner“ zu bezeichnen, sei „ein unglaublicher Affront“.

Liga-Präsident Reinhard Rauball hat für die Angriffe juristische Konsequenzen gefordert: „Hier ist das Hausrecht des Veranstalters gefragt. Kritische Plakate, auf denen z.B. Entlassungen gefordert werden, muss man erdulden. Nicht aber solche Schmähungen. Das ist ein klarer Straftatbestand — mindestens im Sinne einer Beleidigung.“