Die Pinguine-Oldies sind erfolgshungrig

Bei den Pinguinen sollen Milo & Co. die jungen Hüpfer führen und müssen außerdem die Kastanien aus dem Feuer holen.

Krefeld. Was ist alt? Wann immer über die Play-off-Chancen der Krefeld Pinguine diskutiert wird, kommt das Thema der „älteren Herrschaften“ in Krefelds Paradereihen auf. Schlechtestenfalls stünde mit Dusan Milo (38), Pascal Trepanier (37), Richard Pavlikovsky (34), Herberts Vasiljevs (34) sowie „Jungspund“ Boris Blank (32) und Torhüter Scott Langkow (35) ein Sextett auf dem Eis, bei dem man jedem einzelnen rein zahlenmäßig wohl den „Spätherbst der Karriere“ attestieren würde. Würde, wenn man nicht auf dem Eis etwas ganz anderes sehen könnte.

Von wegen geruhsamer Karriere-Ausklang. Pascal Trepanier beispielsweise war es, der in Wolfsburg mehrfach mit vollem Körpereinsatz die kraftstrotzenden jungen Grizzlys an die Bande „nagelte“, damit sich und seinen Kameraden Respekt verschaffte. Oder Dusan Milo, der wie weiland die tschechische Dampfmaschine Emil Zatopek (immerhin dreimal olympisches Gold über die Leichtathletik-Langstrecken 1952) ein Marathonmann (in Sachen Eiszeit) ist.

Aber ausgerechnet der Kanadier Trepanier war es auch, der die „dunkle Seite“ der Erfahrungs-Macht deutlich machte. Als er den herabgefallenen Helm seines Kollegen Charlie Stephens in Richtung eines Gegenspielers bugsierte und damit einen Penalty mit Strafzeit verursachte. Diagnose: Übermotivation durch Erfahrung.

Für Sportpsychologen ist dieser scheinbare Widerspruch völlig einleuchtend. Sie vergleichen es mit dem Phänomen der „späten Eltern“, die dann „beim wahrscheinlich letzten Kind alle Fehler vermeiden und alles besonders gut machen wollen“. Oldies seien daher besonders anfällig für anfängerhafte Übermotivation.

Besondere Motivation bei den „Alten“? Pinguine-Coach Rick Adduono will dies nicht diskutieren. „Nein, obwohl sie natürlich wissen, dass in ihrer Karriere so eine Gelegenheit für einen Erfolg nicht mehr so oft kommen wird. Und da sind dann alle gleich: Jeder will gewinnen.“ Im Jahr 2003 brachte es Meistertrainer Butch Goring dagegen knackig auf den Punkt: „Den erfahrenen Spielern muss ich nichts mehr sagen, die haben Blut geleckt.“

In Adduonos Konzept haben die „Alten“ eine ganz andere Aufgabe: Sie sollen die Korsettstangen für die jungen Leute sein, ihnen vorleben, wie man in welchen Situationen reagieren muss, um Erfolg zu haben. Und, wie könnte es bei einem nordamerikanischen Trainer der „alten Schule“ anders sein: Sie müssen, wenn es hart auf hart geht, die berühmten Kastanien aus dem Feuer holen _ Überzahl, Unterzahl, die letzten Minuten oder Verlängerung. Getreu John Wayne: Lasse nie einen Jungen die Arbeit eines Mannes tun. Und plötzlich zählt es dann doch, das Alter.