Formcheck: Die Fans machen den Unterschied
Das Halbfinalduell mit den Grizzly Adams Wolfsburg wird eine enge Sache. Doch die Pinguine haben einen starken Verbündeten.
Krefeld. Sonntag, 14.35 Uhr, hebt sich der Vorhang zur Halbfinalserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwischen den Krefeld Pinguinen und den Grizzly Adams Wolfsburg. Die WZ vergleicht Stärken und Schwächen der Kontrahenten. Ergebnis: Die Fans könnten letztlich den Ausschlag in diesem Duell geben.
Torhüter: Scott Langkow wirkte in den Viertelfinalspielen gegen Hannover nicht immer souverän, musste einige Haltbare schlucken. Doch am Donnerstag war der Kanadier wieder der Alte: reaktionsschnell, fangsicher und da, wenn er gebraucht wurde.
Keine klare Nummer eins — und doch ein starkes Gespann! Bei den Grizzlys haben sich Jochen Reimer (29 Einsätze) und Daniar Dshunussow (25) gegenseitig angestachelt. Reimer wurde als „Torhüter des Jahres“ ausgezeichnet. Reimer (fünf shut-outs) hat eine Fangquote von 93,1 Prozent, Dshunussow (zwei shut-outs) 93,4 Prozent.
Unentschieden
Abwehr: Der Ausfall von Benedikt Schopper konnte besser kompensiert werden als erwartet. Michail Kozhevnikov ist mehr als nur ein Lückenbüßer, bildet mit Sinan Akdag ein starkes Pärchen. Das bringt Entlastung für die Oldies Richard Pavlikovsky und Dusan Milo. Dennoch kassierten die Krefelder gegen Hannover einige unnötige Gegentore.
Wolfsburg stellt mit nur 116 Gegentreffern in der Vorrunde die beste Abwehr der DEL. Jetzt gibt´s das Duell mit der zweitbesten Defensive aus Krefeld (130). Paul Traynor, Robbie Bina, Jan-Axel Alavaara, Christopher Fischer, Kapitän Blake Sloan, Armin Wurm und Chris Schmidt — die glorreichen Sieben. Gefürchtet sind Alavaaras Schüsse. Seine Bilanz: 10 Tore, 20 Assists. Im Viertelfinale gegen Köln ließ die Abwehr nur vier Gegentore zu.
Vorteil: Wolfsburg
Sturm: Vieles hing und hängt bei den Pinguinen vom Paradeblock mit Kapitän Herberts Vasiljevs, Daniel Pietta und Boris Blank ab. Doch nun treffen endlich auch die anderen Reihen. Roland Verwey wurde zum „Hannover-Schreck“, Denis Shvidki trifft plötzlich ebenso wie Duncan Milroy. Wenn jetzt auch noch bei den Youngstern Andreas Driendl und Michael Endraß der Knoten aufgeht, ist der Angriff der Krefelder unberechenbarer denn je.
Die Wolfsburger Torjäger John Laliberte und Ken Magowan zählen zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Beide trafen 21 Mal, wobei Magowan wegen einer Knöchelverletzung nur 41 Spiele bestritt. Und „Libs“ kam erst in der zweiten Saisonhälfte auf Touren. Nicht zu vergessen: Norm Milley, unauffällig, aber effektiv: Mit 35 Assists der „Vorlagenkönig“, der sogar Jason Ulmer (33) übertraf. Als gute Verpflichtungen erwiesen sich Tyler Haskins und Jeff Hoggan, zuletzt verletzt wie Andreas Morczinietz und Andrej Strakhov.
Unentschieden
Trainer: Rick Adduono hat mit dem Halbfinal-Einzug seine Feuertaufe bestanden. Ist jetzt mehr Motivator und Psychologe denn Coach. Sieht die Fans als enge Verbündete, lässt sie das auch spüren.
Pavel Gross war vergangene Saison der Assistent von Toni Krinner, hat sich in knapp einer Saison schon „freigeschwommen“. Der einstige Meister-Stürmer gilt als äußerst akribischer Arbeiter. Mit Mike Pellegrims hat er einen früheren Weggefährten an der Seite. Gross ist ein „tschechisches Schlitzohr“, der sehr genau analysieren kann.
Unentschieden
Special Teams: Das Powerplay der Pinguine wollte in den Partien gegen Hannover nicht so recht funktionieren. Dagegen sind die Krefelder wie schon in der Hauptrunde auch in den Play-offs nur schwer zu überwinden, wenn sie dezimiert auf dem Eis stehen.
Sowohl im Überzahl- als auch im Unterzahlspiel belegten die Grizzlys nach der regulären Saison Platz fünf. Im Powerplay wird stets Alavaara an der blauen Linie gesucht. Der schwedische Scharfschütze hat einen der härtesten Schlagschüsse. Bester Überzahl-Torschütze ist allerdings Ken Magowan (10 Treffer).
Vorteil: Pinguine
Fans: Der „siebte Mann“ der Pinguine und vielleicht in den Play-off-Runden der ausschlaggebende Faktor. Die Euphorie erinnert an die Meistersaison 2003. Der König-Palast wird zum Hexenkessel, könnte sich zur uneinnehmbaren Festung entwickeln. Die Leistung des Anhangs ist jetzt schon meisterschaftsreif.
Der große Schwachpunkt der Wolfsburger. Nicht erst in dieser Saison zeigen die Grizzlys herausragende Leistungen in ihrer „Eis-Arena“, doch die Fans honorieren dies kaum. In der Vorrunde kamen 2530 im Durchschnitt — DEL-reif ist das nicht. Folglich wieder nur der letzte Platz in der Zuschauertabelle. Nach dem miesen Besuch (2391 Zuschauer) im ersten Viertelfinale gegen Köln platzte selbst Sportdirektor Fliegauf der Kragen.
Vorteil: Pinguine