Herzinfarkt im Stadion Das sagt Köln-Trainer Anfang über den Zustand seines Vaters

Köln · 40 Stunden, nachdem sein Vater im Stadion einen Herzinfarkt erlitt, gibt Kölns Trainer Markus Anfang eine Pressekonferenz. In einem bewegenden Auftritt berichtet er davon, dass es der Wunsch seines Vaters gewesen wäre, dass alles so normal wie möglich weitergeht.

Markus Anfang, Trainer des 1. FC Köln spricht bei einer Pressekonferenz über den Gesundheitszustand.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Markus Anfang war vom Krankenbett seines Vaters Dieter direkt zur Pressekonferenz gefahren. Zur Begrüßung drückte der Trainer des 1. FC Köln allen Anwesenden kräftig die Hand, dann atmete er tief durch und brachte den wohl schwersten öffentlichen Auftritt seines Lebens hinter sich. „Viele werden sich fragen: Warum sitzt du hier“, sagte der Coach, dessen Vater keine 48 Stunden zuvor vor dem Spiel des Fußball-Zweitligisten in Duisburg einen Herzinfarkt erlitten hatte. Die Antwort gab Anfang selbst: „Weil Papa es so gewollt hätte.“

Sein Vater befinde sich „auf dem Weg der Besserung“, berichtete der Sohn nach seinem Besuch im Krankenhaus. Sichtlich gezeichnet von schweren Stunden, aber auch gefasst und fokussiert. „Die Situation ist immer noch ernst“, sagte er. Und deshalb sei auch klar: „Wir als Familie haben eine schwere Situation.“

Die Bindung zwischen Anfang senior und Anfang junior ist eng. Und das Band ist der Fußball. „Drei Tage vor dem Duisburg-Spiel hat er mir einen Zettel hingelegt, wie viele Punkte ich noch holen muss“, erzählte der 44-Jährige und nun huschte sogar ein Lächeln über sein übermüdetes Gesicht. „Das hat er immer so gemacht in meiner Karriere. Und das hat er richtig gut gemacht“, sagte Anfang. Die Punkte-Vorgabe würden er und sein Team „auch erfüllen. Den Weg werden wir gehen.“

Jahrelang trainierte Dieter auch seinen Sohn in der Jugend beim KSV Heimersdorf in der Nähe von Köln. „Mein Vater ist durch und durch Fußballer. Er lebt den Sport und hätte sich gewünscht, dass ich die Mannschaft auf das Spiel gegen den HSV vorbereite.“ Die zweitplatzierten Hamburger treten am Montag (20.30/Sky) zum Spitzenspiel beim Tabellenführer in Köln an.

Der Fußball beziehungsweise die Tatsache, dass der tragische Zwischenfall am Rande eines Spiels und damit in Anwesenheit vieler Menschen passiert sei, könnte Dieter Anfang nach Angaben seines Sohnes vielleicht sogar das Leben gerettet haben. „Die Ärzte sagten, es gibt nur zwei Orte, an denen man einen solchen Herzinfarkt überstehen kann: Im Flughafen und im Stadion“, erklärte er und berichtete: „Er wurde von Fans - sowohl Duisburgern als auch Kölnern - direkt hingelegt. Es kamen direkt Sanitäter, die ihn hochgezogen und wiederbelebt haben. Wenn das alles nicht so geklappt hätte, könnten wir jetzt nicht guter Dinge sein und die Hoffnung haben, dass er schnell regeneriert. Da ist super gearbeitet worden.“

Wie Markus Anfang zudem erklärte, ereignete sich der Zwischenfall bereits früher als gedacht. „Er ist schon vor dem Spiel, als wir uns aufgewärmt haben, zusammengebrochen“, erzählte er. Der FC-Trainer erfuhr erst nach dem Abpfiff des wilden Spiels beim MSV (4:4) davon und folgte dem Vater umgehend in die Klinik. Alle Medienaktivitäten beider Teams wurden abgesagt.

Am Freitag ging Markus Anfang den sicher schweren Gang vor die Kameras. Nach seiner bewegenden, rund dreiminütigen Einführung bat der Coach die Journalisten dann aber um Nachsicht. „Ich hoffe, dass es für alle okay ist, wenn ich keine Fragen mehr zu meiner Familie beantworte“, sagte er: „Jetzt geht es um Fußball.“ Der Papa hätte es schließlich so gewollt.

(dpa)