Kleine Krise des Zweitliga-Tabellenführers Warum der 1.FC Köln plötzlich eine Heimschwäche hat
Nach dem 1:2 gegen den MSV Duisburg mahnt der FC-Sportchef Armin Veh zu mehr Dominanz.
Wahrscheinlich ist es ein Trumpf, dass Armin Veh ein Mann des lockeren Auftritts ist. Selten, dass man den erfahrenen Mann des Fußballs aus Augsburg mal verkniffen sieht. Der Geschäftsführer Sport des 1.FC Köln gibt sich offen und gesprächsbereit, selbst nach einem 1;2 gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg im eigenen Stadion tat er das, dabei war das ein erneuter Tiefschlag vor den eigenen Fans, die schon durch das 1:1 gegen Union Berlin oder das 3:5 gegen Paderborn ordentlich malträtiert worden waren. Vielleicht heiterte Veh der Blick auf die Tabelle auf, Köln ist immer noch Tabellenführer – etwas anderes konnte es kaum gewesen sein. Und so schoss der 57-Jährige lauter Signale an das Team, an den Trainer, an den ganzen Verein ab. Aber immerhin lächelte er dabei beständig. „Wir haben nur zwei Spiele von fünf daheim gewonnen, das ist keine gute Bilanz. Wenn du aufsteigen willst, musst du deine Heimspiele gewinnen“, sagte Veh, der eine erschreckend schwache Kölner Leistung gesehen hatte. Veh war mit dem Anspruch in die Saison gegangen, ein Gründervater beständiger Kölner Spiel-Dominanz zu sein. Noch zu oft allerdings muss er erkennen, dass das nicht gelingt (“Von Dominanz habe ich heute rein gar nichts gesehen“). Das 4:1:4:1-Spielsystem des von Veh voller Überzeugung installierten Trainers Markus Anfang scheint den Reiz des gegnerischen Trainers zu erhöhen, adäquate Antworten darauf zu finden. Im ungewohnten 4-4-2 mit Raute hatte der MSV begonnen. Als sich die Kölner darauf einstellten, stieg Debüt-Trainer Torsten Lieberknecht auf 4-2-3-1 um. „Und am Ende haben wir noch mal die Fünferkette rausgeholt“, sagte er schmunzelnd: „Das war heute schon ein Stück weit eine Taktikschlacht.“ Markus Anfang blickte zur Lehrstunde eher düster drein.
Deutlich wird, dass der FC im heimischen Stadion mit offensiv mutigen Gegnern nur schwer zurechtkommt. Auch der Heimsieg gegen Ingolstadt war schon ein hartes Stück Arbeit. „Vielleicht wollen wir daheim manchmal zu viel. Wir schaffen uns die Unsicherheit ja selbst, insgesamt war es auch zu statisch. Wir müssen uns auf jeden Fall verbessern“, sagte Veh und er meinte damit auch die wahnsinnigen Defensivlöcher, die sich ohnehin immer dann ergeben, wenn nicht alle Spieler der anspruchsvollen Anfang-Taktik Folge leisten. Dazu gesellte sich im FC-Team eine spürbare Überheblichkeit nach zuletzt drei Siegen in Folge – und schon hatte man blamabel verloren. „Wir arbeiten das auf. Und dann wollen wir bei Holstein Kiel eine Antwort geben“, sagte Anfang, was natürlich eine Floskel war. Aber gearbeitet, so hört man, wird im Kölner Training tatsächlich so viel wie selten zuvor. Nur muss es jetzt auf den Platz gebracht werden. Mit Spielern, findet Veh, die erfahrener sind und die gewünschte Domninanz auf den Platz tragen. Nationalspieler Jonas Hector oder Marco Höger zum Beispiel konnten das am Montagabend nicht. „Unerklärlich“, findet Veh. „Da erwarte ich mir eine andere Leistung von denen.“ Dass der FC jetzt mit einer Niederlage in die Länderspielpause gehen muss, fand Veh zwei Tage vor der FC-Mitgliederversammlung am Mittwoch hingegen nicht nur schlecht. „Bei der letzten Länderspielpause haben wir zuvor gewonnen und danach das Heimspiel gegen Paderborn verloren. Vielleicht“, so Veh, „gehen wir es dann jetzt anders an.“