1860: Mit Aufstiegsexperte Funkel in die Bundesliga

München (dpa) - Ein ausgewiesener Aufstiegsexperte soll den TSV 1860 München zurück in die Fußball-Bundesliga führen: Nach knapp einwöchiger Suche verpflichtete der ambitionierte Zweitligist Friedhelm Funkel als neuen Trainer und machte ihn damit zum Nachfolger des geschassten Alexander Schmidt.

„Wir stehen alle hinter dieser Entscheidung und haben sie mit der ausdrücklichen Zustimmung unseres Investors Hasan Ismaik getroffen“, betonte Präsident Gerhard Mayrhofer. Zuvor war von mehreren Medien tagelang über einen neuerlichen Disput in der Trainerfrage zwischen Vereinsführung und dem mächtigen arabischen Geldgeber spekuliert worden.

Anstatt auf vermeintliche Heilsbringer wie Lothar Matthäus oder gar Felix Magath setzen die „Löwen“ damit auf eine konservative Lösung. Der bedächtige und analytisch starke Funkel gilt in der Branche weder als Lautsprecher noch als Überflieger - insgesamt fünf Bundesliga-Aufstiege mit seinen früheren Clubs Bayer Uerdingen (zweimal), MSV Duisburg, 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt sprechen dennoch für seine Trainerqualitäten. „Er ist ein absoluter Kenner der Zweiten Liga, der darauf brennt, noch einmal den Sprung in die Bundesliga zu schaffen“, betonte Sportchef Florian Hinterberger.

Funkel erhält einen Vertrag bis zum Saisonende mit Option auf eine weitere Spielzeit. Die Ziele der „Löwen“ sind hoch. „Wir werden alles versuchen, in die erste Liga aufzusteigen“, erklärte Funkel bei seiner Vorstellung. Im kommenden Sommer jährt sich der tränenreiche Abstieg aus der deutschen Beletage bei den Sechzigern schon zum zehnten Mal, die seit langem angestrebte Rückkehr nach oben soll in dieser Saison mit allen Mitteln gepackt werden. Deshalb hatten sich die 1860-Chefs mit Ismaiks Einverständnis Ende August auch überraschend schnell von Alexander Schmidt getrennt, der in sechs Punktspielen der noch jungen Saison immerhin drei Siege verbuchen konnte. Nach dem schwachen Heimauftritt gegen den SV Sandhausen (0:2) zog der Verein dennoch einen Schlussstrich, um „unsere Ziele nicht zu gefährden“.

Der 59 Jahre alte Funkel galt seit Tagen als heißer Kandidat auf den Trainerposten bei den Münchnern, die derzeit auf Platz sechs in der 2. Liga stehen und sich mindestens noch um drei Ränge verbessern wollen. Einerseits wegen der hohen Ambitionen, andererseits wegen der Finanzkraft des jordanischen Investors Ismaik waren bis zuletzt auch noch größere Namen an der Grünwalder Straße herumgegeistert. Neben Matthäus und Magath zählten dazu auch Lorenz-Günther Köstner und Franco Foda, der gerade erst beim Aufstiegskontrahenten 1. FC Kaiserslautern vor die Tür gesetzt worden war. Am Ende entschied sich der Club für einen Mann mit viel Erfahrung: Mehr als 1100 Spiele in der 1. und 2. Liga hat Funkel als Spieler und Trainer vorzuweisen.

Funkel setzt auf ein gutes Miteinander mit Ismaik. „Man muss sich damit anrangieren und richtig damit umgehen“, sagte er. Für Irritationen hatte in den vergangenen Tagen ein Kolumnenbeitrag Funkels in der Münchner „tz“ aus dem Juli gesorgt, in dem er sich auch negativ über den Araber geäußert hatte. „Das große Problem bei den Löwen ist ja seit Jahren die Unruhe, das nervt sogar mich aus der Entfernung“, schrieb er damals und führte fort: „Wenn dieser Scheich in den nächsten Monaten zur Abwechslung mal die Klappe hält und die Leute in Ruhe arbeiten lässt, dann kann das was werden.“

Ismaik habe den 1860-Chefs aber sein Einverständnis für die Anstellung Funkels gegeben, beteuerte Präsident Gerhard Mayrhofer. „Wir tauschen uns sehr intensiv aus. Ich selbst habe am Freitag mit Hasan Ismaik telefoniert und habe seine Zustimmung dazu erhalten“, sagte er. Dennoch scheint fraglich, ob das die besten Voraussetzungen für ein gutes Verhältnis zum mächtigen Ismaik sind.

Funkel jedenfalls wird schnelle Erfolge brauchen, die er bei seinen jüngsten drei Clubs jeweils schuldig blieb. Zuletzt arbeitete der gebürtige Neusser in der Saison 2011/12 bei Alemannia Aachen, den Abstieg in die 3. Liga konnte er aber nicht verhindern. Zuvor war er mit dem VfL Bochum (2010/11) in der Erstliga-Relegation an Borussia Mönchengladbach gescheitert und mit Hertha BSC (2009/10) sogar aus der Bundesliga abgestiegen.