1860 München schielt ein wenig nach oben

München (dpa) - Nach unten oder nach oben - wohin nur sollen die Münchner „Löwen“ schauen? „Nach vorne“, befand Torwart Gabor Kiraly diplomatisch. Seit Wochen geht es beim Fußball-Zweitligisten auf und ab.

Mit zwei 1:0-Siegen in Serie haben sich die Sechziger in der Tabelle inzwischen wieder auf Platz acht gerobbt. Kiraly sicherte mit seinen Paraden dem TSV 1860 im Bayern-Derby gegen Greuther Fürth einen Überraschungserfolg und bremste die Gäste erheblich aus: Die favorisierte Spielvereinigung hätte Spitzenreiter werden können, stattdessen rutschte sie auf Platz drei ab. „Daraus muss unsere junge Mannschaft ihre Lehren ziehen“, befand Trainer Frank Kramer.

Die Enttäuschung über die verpasste Gelegenheit hielt sich bei seinem Team in Grenzen - zu schwach war die fränkische Darbietung. „Wir hatten zu viele Fehler im Aufbauspiel und sind zu oft hinterher gelaufen“, kritisierte Mittelfeldmann Daniel Brosinski. Vom schnellen Fürther Umschaltspiel gab es bei Schneefall am Montag kaum etwas zu sehen. Das offensivstärkste Team kam zu keinem echten Torschuss.

Die Sechziger untermauerten hingegen ihre Stellung als offensivschwächste Mannschaft der ganzen Liga - und zeigten sich doch zum wiederholten Male gnadenlos effektiv. Die Münchner Minimalisten haben mit nur zwölf Toren 21 Punkte geholt — das hat seit Einführung der Drei-Punkte-Regel noch kein Zweitligist geschafft.

Diesmal reichte ein „Löwen“-Biss von Dominik Stahl. Wie schon vor zwei Wochen gegen Arminia Bielefeld schoss der Mittelfeldakteur den 1:0-Siegtreffer (56. Minute). Die einzige Spitze Benjamin Lauth ist zwar weiter seit zwölf Spielen torlos, gab aber immerhin die Vorlage.

„Sieben Punkte sind's noch auf Tabellenplatz eins“, eiferte der Stadionsprecher im Eisschrank Allianz Arena nach Abpfiff schon - und rief den 15 500 Zuschauern damit die ursprüngliche Zielsetzung ins Gedächtnis: Aufstieg. Zwischenzeitlich waren die Sechziger bedrohlich abgerutscht, der Vorsprung zum Relegationsplatz betrug nur noch einen Zähler. Euphorisch gaben sich Trainer und Spieler beim jetzt etwas wohltuenderen Blick auf die Tabelle deshalb noch nicht.

„Der Unterschied war, dass wir ein Tor geschossen haben und die glücklichere Mannschaft waren“, resümierte ein nüchterner Friedhelm Funkel nach dem ersten Heimerfolg seit über zwei Monaten. Der Coach verbuchte den Sieg im Münchner Schnee trotzdem in der Kategorie „verdient“. Am Sonntag wartet auswärts beim punktgleichen Tabellennachbarn VfL Bochum allerdings das nächste schwere Spiel. „Das ist eine saustarke Mannschaft, die zuletzt eine gute Serie hingelegt hat“, stellte Torschütze Stahl fest.

Thomas „Icke“ Häßler, der sich für ein Engagement bei den „Löwen“ ins Spiel gebracht hatte und diesmal als Maskottchen im Stadion saß, ist dann womöglich schon Angestellter des Vereins. Präsident Gerhard Mayrhofer bestätigte beim TV-Sender Sky zumindest: „Wir sind sehr weit. Häßler liegt ein konkretes Angebot vor.“ Der Weltmeister von 1990 soll in die Nachwuchsarbeit eingebunden werden. Man spreche miteinander, „aber es wird noch etwas dauern“, sagte Häßler selbst der Münchner „Abendzeitung“.

In einer anderen Sache konnte Ober-„Löwe“ Mayrhofer schon Vollzug melden. Die Anforderungen der Deutschen Fußball Liga für die Nachlizenzierung seien erfüllt, verkündete er auf seinem Lieblingskommunikationskanal Facebook. „Wir haben gemeinsam mit (Investor) Hasan Ismaik einen weiteren Meilenstein für eine partnerschaftliche Zukunft gelegt“, versprach er. Weiterer Rückenwind also für das Ursprungsziel Aufstieg.