Alemannia Aachen im Visier der Staatsanwaltschaft

Aachen (dpa) - Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gegen Verantwortliche des Traditionsclubs Alemannia Aachen.

„Am Freitag ist eine Strafanzeige eingegangen, die zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens geführt hat“, sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller. Nach Informationen von „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“ hatte ein damaliges Aufsichtsratsmitglied schon im April vor dem drohenden Finanzloch von 4,5 Millionen Euro gewarnt. Der zahlungsunfähige Fußball-Drittligist will diesen Freitag einen Insolvenzantrag stellen.

In dem Brief, der den Zeitungen vorliege, habe Horst Rambau den Aufsichtsratsvorsitzenden Meino Heyen vor einem drohenden Desaster gewarnt. Der Steuerberater soll darin vorgerechnet haben, dass Alemannia als Drittligist mit Mindereinnahmen von gut 2,7 Millionen Euro zu rechnen habe. Zusammen mit dem kalkulierten Verlust von gut 1,7 Millionen Euro bedeute das ein Minus von 4,5 Millionen Euro.

Das ist genau die Summe, die dem Verein jetzt fehlt. Heyen hatte zuvor mit öffentlichen Äußerungen den Eindruck erweckt, dass dem Aufsichtsrat nicht alle Unterlagen vorgelegen hätten, um das Ausmaß abzusehen: „Wir können nur prüfen, was uns vorgelegt wird“, hatte er gesagt.

Das Desaster trifft auch die Stadt Aachen. Sie droht, auf einem Darlehen von knapp 19 Millionen Euro sitzenzubleiben. Hauptauslöser der Finanzmisere war das im Sommer 2009 eröffnete Tivoli Stadion. Hohe Rückzahlungen machten der Alemannia mehr und mehr zu schaffen. Die Stadt Aachen half dem Verein zuletzt mit einer Umfinanzierung über eine städtische Gesellschaft. Für die von der Gesellschaft am Markt beschafften elf Millionen Euro habe die Stadt eine Ausfallbürgschaft übernommen, sagte der Leiter der städtischen Beteiligungsverwaltung Thomas Hübner. Den Rest habe die Stadt der Tochter-Gesellschaft als Darlehen gegeben.

Politik und Verwaltung waren davon ausgegangen, dass der Traditionsverein als Zweitligist Tilgungszahlungen von jährlich zwei Millionen Euro leisten kann. Nach dem Abstieg in die dritte Liga sollte die Alemannia eine Million Euro zahlen.

Für den Fall, dass der Club seinen Verpflichtungen nur teilweise nachkommen könnte, hatte die Stadt mit rund sechs Millionen Euro Vorsorge getroffen und den Haushalt vorher belastet. „Der Worst Case war für uns ja immer 3. Liga“, sagte Hübner. Mit dem Geld würde die Stadt jetzt wohl fünf Jahre durchhalten, meinte er.

Das Stadion gehört jetzt noch Alemannia Aachen. Was aber im Insolvenzverfahren passiert, sei offen. „Dann werden die Gläubiger überlegen müssen, was mit dem Gebäude passiert, ob man das zu Geld machen kann, damit Darlehen wieder zurückgeführt werden können“, sagte Hübner.