Attraktiv und riskant: 3. Liga „besser als ihr Ruf“
Leipzig (dpa) - Ein Zwangsabsteiger mit Tradition, ein Neuling mit Durchmarschpotenzial und die altbekannte Kritik am fehlenden Liga-Sponsor: Im Spannungsfeld zwischen sportlicher Attraktivität und wirtschaftlichem Risiko geht die 3. Fußball-Liga in ihre sechste Saison.
Gleich zum Auftakt am Freitag wird das brisante Duell Hallescher FC gegen Aufsteiger RasenBallsport Leipzig ausgetragen, bei dem Ausschreitungen befürchtet werden. „Die Liga ist besser als ihr Ruf“, versicherte Ulf Schott, Direktor im Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Sie ist attraktiv, leistungsstark und auch ertragreich. Hier gibt es Fußball zum Anfassen.“
Wie gewohnt protzt die Liga mit Zahlen. Mit rund 430 Transfers bis zum Donnerstag ist der Wert der Vorsaison (436) fast wieder erreicht. Mit einem Altersdurchschnitt von 23,8 Jahren setzt die dritthöchste Spielklasse auch in dieser Saison ihren Jugendtrend der vergangenen zwei Spielzeiten (23,56; 23,52) fort. Dank Neuling RB Leipzig dürfte der 19-jährige Däne Yussuf Poulsen der teuerste Einkauf der Drittliga-Geschichte sein. Das Internetportal „transfermarkt.de“ taxiert den Wert des Stürmers auf 400 000 Euro.
Den Leipzigern ist in der anstehenden Spielzeit ohnehin eine zentrale Rolle zuzutrauen. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter den 20 Trainern gehört der vom Getränkehersteller Red Bull gesponserte Club zu den drei Aufstiegsanwärtern. Als weitere Favoriten wurden der 1. FC Heidenheim und Preußen Münster genannt.
Keine Erwähnung fand der MSV Duisburg. Wegen fehlender Wirtschaftlichkeit wurde dem Traditionsclub die Zweitliga-Lizenz verweigert. Und die Spielerlaubnis für die 3. Liga gab's erst im Nachsitzen zwei Wochen vor Saisonstart. Neu-Trainer Karsten Baumann reiste ins kurzfristig geplante Trainingslager mit zahlreichen Testspielern, bei denen sich erst unmittelbar vor Saisonbeginn klärt, ob sie auch einen Vertrag erhalten. Duisburg ist damit der komplette Gegenentwurf zu RB Leipzig.
Wie in den Jahren zuvor werden von den Clubs der fehlende Titelsponsor und zu geringe TV-Gelder moniert. Beim Geldgeber avisierte der DFB Abhilfe. „Wir befinden uns in intensiven Gesprächen“, erklärte DFB-Direktor Schott. Nach Meinung von Guido Buchwald hat die Liga ein Vermarktungsproblem, das sich durch Umbenennung lösen ließe. „Vielleicht sollte man der Liga einen anderen Namen geben, um sie besser zu vermarkten. Zum Beispiel 1. DFB-Liga“, schlug das Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers vor.
Auch bei den Fernsehgeldern klafft eine Millionen-Lücke zur 2. Liga. Während alle Zweitligisten durch einen neuen Fernsehvertrag TV-Gelder zwischen 4,5 und neun Millionen Euro bekommen, müssen die Drittliga-Vereine mit 800 000 Euro auskommen.
Der DFB aber bleibt gelassen und wertet die finanziellen Probleme mancher Vereine als hausgemacht. „Viele haben den Schuldenberg nicht in unserer Liga aufgebaut, sondern bringen diesen bereits mit“, betonte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und nahm vor allem die Zweitliga-Absteiger in die Pflicht: „Es hindert sie ja keiner daran, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.“