Auslaufen zum Titel - Babbel: „Wäre jammerschade“
Berlin (dpa) - Herthas Fans lassen sich das Feiern nicht vermiesen. Selbst wenn die Berliner Profis wie beim Aufstieg 1997 auch dieses Mal alle drei Saison-Abschlusspartien verlieren würden, gäbe es am 15. Mai zum Halali gegen den FC Augsburg eine Riesenparty.
Nur eines wollen die Beteiligten nicht: Ausschreitungen wie am Freitagabend nach dem 1:2 vor heimischer Kulisse gegen den TSV 1860 München von mehreren hundert Hertha-Anhängern. Zehn Polizisten wurden dabei verletzt. Man werte die Informationen der Sicherheitskräfte, der Fanbetreuung und der Polizei gewissenhaft aus, teilte ein Vereinssprecher mit.
Zuvor hatten die vernünftigen BSC-Fans feststellen müssen, dass nach der geglückten Rückkehrmission ins deutsche Fußball-Oberhaus die Luft ein ganzes Stück raus ist. Selbst Perfektionist Markus Babbel musste das einräumen. „Man hat einfach gemerkt, dass vor allem die geistige Frische gefehlt hat“, sagte Herthas Aufstiegs-Coach, nachdem seine Mannschaft die vorzeitige Zweitliga-Meisterschaft verpasste hatte
Ein wenig klingt der Ruf nach dem nun unbedingt noch zu erkämpfenden Titel wie eine künstliche Motivation. „So oft wird man nicht Meister“, sagte Babbel und erinnerte an die eigene Karriere: „Ich hatte das Glück, viermal Meister zu werden - bei 16 Jahren Profi ist das auch nicht so viel.“ Natürlich weiß auch der ehemalige Nationalspieler, dass er seine Titel eine Etage höher gewonnen hat. Doch Babbel kämpft - auch schon im Hinblick auf die kommende Saison - um den guten Eindruck der ablaufenden Spielzeit: „Es wäre jammerschade, es leichtfertig herzuschenken.“
Und so versprach der neue Liebling des Hertha-Anhangs, der sich vielleicht sogar ein Tattoo als Erinnerung an den Aufstieg stechen lassen will, gegen Aue und Augsburg nochmals einen anderen Auftritt: „Da werde ich ein Auge drauf werfen.“ Gegen die Münchner Löwen hatte vor allem das „emotionale Highlight“ vier Tage zuvor in Duisburg eine Leistung verhindert, „die meisterwürdig ist“, bemerkte Babbel nach dem Ende einer Serie von zehn Spielen ohne Niederlage.
Zwar schaffte Pierre-Michel Lasogga mit seinem 13. Saisontor das 1:0. Doch nach Musterfreistößen von Benny Lauth ermöglichte eine zu lasche Hertha-Abwehr noch die Münchner Tore von Necat Aygün (63.) und Stefan Buck (70.). „Das ärgert uns wegen unserer Fans, wir wollten die Meisterschaft klarmachen“, ergänzte Manager Michael Preetz. Möglicherweise passiert das aber doch noch, wenn am Montag Energie Cottbus Herthas (68 Punkte) Verfolger FC Augsburg (61) schlägt.
Die Fans haben gegen 1860 nicht nachgelassen: 57 829 feierten. Für das letzte Spiel wird das Olympiastadion auf 76 000 Plätze erweitert, das Spiel ist ausverkauft. So werden nach der eigentlich ungeliebten Zweitligasaison 783 105 Zuschauer die Stadiontore passiert haben, das sind fast unglaubliche 46 065 im Schnitt. Damit löst Hertha nicht nur den 1. FC Köln als bisherigen Zweitliga-Zuschauerkrösus ab (751 400 in der Serie 2007/08), sondern markiert in dieser Saison auch in Europa einen Bestwert für die zweiten Spielklassen.