Darmstadt feiert Aufstieg in den „Olymp der Verrückten“
Darmstadt (dpa) - In Strand-Shirts und Bade-Shorts trugen sich die Aufstiegs-Helden des SV Darmstadt 98 ins Goldene Buch der Stadt ein. Dann wurde bis zum Abflug an den Ballermann mit den Fans die Rückkehr in die 2. Fußball-Bundesliga nach 21 Jahren gefeiert.
Rund 8000 Anhänger bereiteten dem Überraschungsteam von Trainer Dirk Schuster am Dienstagabend einen begeisterten Empfang und rührten so manchen hartgesottenen Profi zu Tränen.
„Wir sind in der Hauptstadt des Wahnsinns angekommen“, stellte Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch überwältigt fest. Auch Erfolgscoach Schuster war ergriffen: „Es ist ein überragendes Gefühl, hier zu stehen. Was hier abgeht, ist einfach Weltklasse.“
Schon auf der feucht-fröhlichen Heimfahrt im Teambus hatten sich die Darmstädter bis in die frühen Morgenstunden bei reichlich Bier und Schampus für ihren Party-Marathon eingeschunkelt. „Wir machen jetzt drei Tage durch und feiern“, verkündete Torjäger Dominik Stroh-Engel nach dem Wahnsinnsfinale einer unglaublichen Saison des künftigen Zweitligisten.
Hunderte Fans empfingen ihre Lieblinge im Morgengrauen mit Feuerwerk und Pyrotechnik in der Heimat. Dort hatten in der Nacht rund 10 000 Anhänger die Rückkehr der Südhessen in die 2. Liga nach 21 Jahren ausgelassen gefeiert. Nach der großen Sause in der Innenstadt wollte die Mannschaft am Mittwochmorgen zum Ballermann düsen. „Es geht nach Mallorca, da ist einiges vorbereitet. Das wusste der Trainer nicht, denn das hätte ihm bestimmt nicht gefallen“, verriet der zum Mitaufsteiger 1. FC Heidenheim wechselnde Torhüter Jan Zimmermann.
Schon auf der Alm waren am Montagabend nach dem irren 4:2-Sieg bei Arminia Bielefeld alle Dämme gebrochen. Als Joker Elton da Costa mit seinem Traumtor in der Nachspielzeit der Verlängerung den Aufstieg perfekt gemacht hatte, gab es für Schuster und die komplette Ersatzbank kein Halten mehr. „Da ist der Gaul mit uns durchgegangen. Das war ein kleiner Platzsturm“, meinte Schuster schmunzelnd.
„Jetzt ist das fußballerische Weltwunder definitiv eingetreten“, frohlockte der von Bierduschen durchnässte Vereinspräsident Fritsch. 2013 war Darmstadt als sportlicher Absteiger nur deshalb in der 3. Liga geblieben, weil Kickers Offenbach die Lizenz entzogen worden war. Dann folgte eine Traumsaison mit dem dritten Platz und das Fußball-Märchen in der Relegation.
„Mir sind vor Freude die Tränen gekommen. Ich wusste, dass wir ein verrückter Haufen sind. Heute sind wir in den Olymp der Verrückten aufgestiegen“, stammelte Stürmer Marco Sailer. Und Schuster frohlockte: „Es gibt einen Fußballgott, der uns belohnt hat für den Aufwand, den wir betrieben haben.“
Drittliga-Torschützenkönig Stroh-Engel (23. Minute), Hanno Behrens (51.) und Jerome Gondorf (79.) nach dem Bielefelder 1:2 durch Felix Burmeister (53.) hatten Darmstadt in die Verlängerung gebracht. Dort schien der Aufstiegstraum durch das 2:3 von Kacper Przybylko (112.) zunächst geplatzt, ehe der zehn Minuten zuvor eingewechselte da Costa den dramatischen Schlusspunkt setzte.
Ab Mittwoch steht für das Management nun wieder der Alltag an. Denn die Darmstädter müssen die Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die 2. Liga erfüllen. Größtes Problem ist das Stadion am Böllenfalltor, das nicht mehr zeitgemäß ist. Unter anderem geht es laut Fritsch um die Installation einer Rasenheizung.
An den Kosten soll es nicht scheitern, schließlich kommen durch den Aufstieg etwa fünf Millionen Euro Mehreinnahmen dazu. Die Lizenz sieht der Wirtschaftsjurist daher nicht in Gefahr. „Wir haben sicherheitshalber ein Ausweichstadion mit dem FSV Frankfurt benannt“, sagte er. Und Schuster kündigte an: „Wir haben eine Liste mit Spielern, die wir in den nächsten Tagen ansprechen. Wir werden eine Mannschaft zusammenstellen, die in der 2. Liga bestehen kann.“