Dauerposse um Investor Ismaik: 1860 „mit großer Sorge“
München (dpa) - Die Posse um den launischen Investor Hasan Ismaik und den chronisch klammen Traditionsverein TSV 1860 München nimmt kein Ende. Kurz vor Weihnachten drohte der millionenschwere Jordanier den „Löwen“ mal wieder mit Liebesentzug in Form ausbleibender finanzieller Zuwendungen.
Das hat nun den abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten aus Angst vor Lizenzstrafen aufgeschreckt. Sogar das Wort Insolvenzgefahr macht die Runde. „Wir betrachten die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge. Der Verein ist an keiner Eskalation interessiert. Wir schätzen Ismaik als Mensch und loyalen Partner“, zitierten Münchner Medien den um Besänftigung bemühten Verwaltungsratschef Karl-Christian Bay.
Zunächst gab es aber erst einmal Positives zu vermelden. Bis zum Saisonende kommt Angreifer Sascha Mölders auf Leihbasis vom Bundesligisten FC Augsburg. „Er ist im Kampf um den Klassenerhalt der Typ Spieler, den wir uns gewünscht haben“, sagte „Löwen“-Sportchef Oliver Kreuzer.
Ismaik hatte jüngst gedroht, den „Löwen“ künftig kein Geld mehr zur Verfügung zu stellen. So will der Geschäftsmann offensichtlich auch nicht ein Darlehen von 3,5 Millionen Euro bis zum Donnerstag in Genussscheine umwandeln. Damit würde der Traditionsverein gegen Lizenzbedingungen der Deutschen Fußball Liga verstoßen, und müsste Bay zufolge 750 000 Euro Strafe zahlen. Der Verwaltungsratschef sieht nur „eine Resthoffnung“, dass der Jordanier doch noch einlenkt.
Widersinnig erscheint es indes, dass Ismaik angeblich weiter eine Million Euro für Wintertransfers springen lassen will. „Wir würden uns nicht sperren, wenn Hasan Ismaik verkaufen möchte“, sagte nun jedenfalls Bay. „Es gibt im Kooperationsvertrag die Notwendigkeit, dass wir zustimmen. Und das würden wir mutmaßlich tun.“
Die „Löwen“ sind von Ismaik, der englischen Medien zufolge mit der Übernahme eines Vereins aus der Premier League flirtet, extrem abhängig. Was Ende Mai 2011 als potenzielle Erfolgsgeschichte begann, hat sich längst als eklatantes Missverständnis erwiesen.
„Wenn Ismaik die Saison 2016/17 nicht finanziert und wir keine alternative Finanzierungsmöglichkeit finden würden, dann wäre 1860 gefährdet“, berichtete Bay vom ökonomischen Ausnahmezustand. „Wir bräuchten einen mittleren einstelligen Millionenbetrag“, sonst entstehe „Insolvenzgefahr“.
Ismaik könnte im äußersten Fall also seinem eigenen Investment schaden. Die verbale Watschn für den Verein kann jedoch auch Kalkül sein, um mögliche „Löwen“-Interessenten zu einer Erhöhung ihres Angebots zu drängen. „Es stellt sich die Frage, ob Ismaik einen realistischen Kaufpreis fordert“, mutmaßte Bay.
Der Geschäftsmann schätzt den Wert seiner Anteile auf 38,3 Millionen Euro, eine Münchner Investorenfamilie soll 18 Millionen Euro für eine Übernahme geboten haben. „Wir werden versuchen, mit Ismaik vernünftig zu reden“, kündigte Bay an.
„Wir“ bedeutet in diesem Fall Vereinspräsident Peter Cassalette. „Dass ich momentan einen sehr guten Draht zu Ismaik habe“, erläuterte er, „liegt daran, dass ich bei ihm unvorbelastet bin.“