Der Streit um die Verteilung der TV-Gelder
Frankfurt/Main (dpa) - 4,64 Milliarden Euro! So viel erhalten die Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga in den kommenden vier Jahren durch den Verkauf ihrer nationalen Medienrechte. In der laufenden Saison werden noch rund 850 Millionen Euro an die 36 Clubs verteilt.
Ab der Spielzeit 2017/18 wird es dann zum ersten Mal mehr als eine Milliarde Euro im Schnitt pro Saison sein (1,16). Am heutigen Donnerstag wird die Deutsche Fußball Liga in Frankfurt am Main verkünden, wie genau diese Rekordeinnahmen in Zukunft verteilt werden. Darüber war über Monate teils heftig gestritten worden.
Das bisherige Modell:
80 Prozent der TV-Gelder fließen an die 18 Bundesliga-Vereine, 20 Prozent an die 18 Zweitliga-Clubs. Innerhalb beider Ligen erhält dann jeder Verein einen festen und für alle gleichen Sockelbetrag. Der Rest wird nach rein sportlichen Kriterien ausgezahlt. Es gibt eine Fünfjahreswertung, in die die Abschlussplatzierungen aller Erst- und Zweitliga-Clubs in den vorangegangenen fünf Saisons einfließt. Die aktuellste Platzierung wird mit dem Faktor fünf gewichtet, die Spielzeiten davor mit den Faktoren vier, drei, zwei und eins.
Das fordern die Top-Clubs:
Vor allem Branchenriese Bayern München fordert eine deutlich erfolgsabhängigere Verteilung der TV-Einnahmen und damit noch mehr Geld für sich. Die Bayern haben dabei mehr den internationalen als den nationalen Wettbewerb im Blick. Sie befürchten, in der Champions League auf Dauer den Anschluss an Real Madrid, den FC Barcelona oder die englischen Clubs zu verlieren. In der Premier League erlösen die Vereine seit dieser Saison rund sieben Milliarden Euro durch den Verkauf ihrer TV-Rechte. „Wir führen jede Diskussion über Solidarität mit, solange sie nicht unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet“, sagt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.
Das fordern die Traditions-Clubs:
Bislang werden die TV-Gelder nach sportlichen Kriterien verteilt. Die sogenannten Traditionsclubs fordern, dass bei der Ausschüttung auch Faktoren wie die Anzahl der Fans oder die Einschaltquoten im Fernsehen berücksichtigt werden. Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln, Werder Bremen, der Hamburger SV, Hertha BSC und der mittlerweile abgestiegene VfB Stuttgart haben sich deshalb im März zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. „Wir halten es für zwingend nötig, dass neben den bestehenden Säulen auch der aktuelle Marktwert des jeweiligen Vereins bei der Verteilung berücksichtigt wird“, sagt Eintracht Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann.
Das befürchten die Zweitliga-Clubs:
Die Vereine der 2. Bundesliga werden in Zukunft keine 20 Prozent der Fernsehgelder mehr erhalten, sondern anteilig weniger daran beteiligt. Das meldete das Fachblatt „Kicker“ in der vergangenen Woche. Die DFL dementierte den Bericht zwar umgehend, doch genau davor fürchten sich die Clubs des Unterhauses: Dass die Diskrepanz zwischen 1. und 2. Liga künftig noch größer wird. Er warne davor, „dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Einsparungen bei der Zweiten Liga gefördert werden kann“, sagt ihr Wortführer Andreas Rettig, Geschäftsführer des FC St. Pauli.