DFB greift ein: 3. Liga „keine Problemliga“
Münster (dpa) - Gewaltexzesse mit 78 verletzten Personen an nur zwei Spieltagen - das ist die traurige Bilanz in der 3. Fußball-Liga. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) - zuständig für die dritthöchste Spielklasse - schrillen die Alarmglocken.
Der neue Sicherheitschef Hendrik Große Lefert hat schon zwei Wochen vor seinem Amtsantritt am 1. Oktober zahlreiche Polizei-Akten auf dem Tisch. Der 36-jährige Große Lefert übernimmt den Posten von Helmut Spahn, der nun beim neugegründeten Internationalen Zentrum für Sicherheit im Sport (ICSS) in Doha arbeiten wird. „Der Fußball bewegt die Menschen, und ich möchte gern meinen Teil dazu beizutragen, dass sie die Spiele ohne Sicherheitsrisiko genießen können“, sagte Große Lefert.
Trotz der Gewaltausbrüche sieht der DFB sein Lieblingskind 3. Liga insgesamt nicht als Problemliga an, wird sich aber intensiv mit den schweren Krawallen während der Partie VfL Osnabrück gegen Preußen Münster beschäftigen. Bis zum (morgigen) Dienstag erwarten die DFB-Verantwortlichen Stellungnahmen von den beiden Vereinen; danach wird die DFB-Gerichtsbarkeit tätig werden.
Zwar läuft die dritthöchste Klasse im Gegensatz zur 1. und 2. Bundesliga unter der Hoheit des DFB und nicht der Deutschen Fußball Liga (DFL). Doch die Sicherheitsstandards seien auch in dieser Spielklasse hoch. Risikoanalysen, Risikospiele, zusätzliche Sicherheitskräfte - all das sei „auf einem hohen Level“, erklärte der Verband.
„Es war als Risikospiel eingestuft, das auch entsprechend begleitet wurde. Wir warten jetzt den Polizeibericht ab, um uns ein detailliertes Bild zu machen“, hatte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach unmittelbar nach den Vorkommnissen erklärt.
Niersbach setzt zudem auf ein bewährtes Mittel: „Ein großer Schwerpunkt dabei ist aber auch die Prävention in der engen Zusammenarbeit mit den Fan-Projekten unserer Vereine.“ Diese Arbeit im Hintergrund zeigte zuletzt vor allem bei den Zweitliga-Aufsteigern Dynamo Dresden und Hansa Rostock Wirkung. Die einstigen Sorgenkinder sind in der neuen Saison noch nicht auffällig geworden, obwohl einige Experten für die 2. Liga Sicherheitsbedenken geäußert hatten.
Nicht nur die gezielt umgesetzten Fan-Projekte zeigen erste Erfolge. Auch die Androhung von „Geisterspielen“ und somit große finanzielle Verluste der Vereine sowie einzelne Details in der Vorbereitung von Sicherheitsspielen sind enorm wichtig. So wurden Eintrittskarten beim Gäste-Kontingent nur noch personalisiert abgegeben - beim Risikospiel Cottbus gegen Dresden zeigte das positive Wirkung.
Dass die Gefahr von Ausschreitungen dennoch weiterbesteht, wurde beim 29. Derby zwischen Osnabrück und Münster deutlich. Am Samstag waren beim 1:0 des VfL bei Ausschreitungen 28 Personen, darunter fünf Polizisten, zum Teil schwer verletzt worden.
Vor zwei Wochen in Erfurt hatten sogenannte Anhänger vom SV Darmstadt 98 randaliert. 55 Leichtverletzte waren das traurige Ergebnis, darunter 39 Polizisten, mehrere Rettungssanitäter und Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Fans beider Lager hatten die Sicherheitszäune überstiegen und waren aufeinander losgegangen. Dabei waren Steine und Flaschen geflogen.