Energie vor neuem Versuch: Bommer noch beim Training

Cottbus (dpa) - Der einstige Erstligist FC Energie Cottbus steht vor einem neuen Versuch, zumindest die Tuchfühlung zum großen Fußball nicht ganz zu verlieren. Rudi Bommer scheint an dieser Mission gescheitert zu sein.

Jetzt will der Verein mit einem Notplan erst einmal alles unternehmen, um den Verbleib in der 2. Bundesliga zu sichern.

Zwar leitete der 56-jährige Bommer zusammen mit seinem Assistenten Uwe Speidel noch das Training des Lausitzer Zweitligaclubs. Doch auf der Trainingsanlage Parzellenstraße fühlte sich vieles schon wie Abschied an. Anders als bei einer normalen Übungseinheit in Cottbus wurde das Geschehen bei strömenden Regen von rund 50 Zuschauern beobachtet und von mehreren Kamerateams aufgezeichnet.

Alle Zeichen standen aber schon zuvor nach vier Spielen ohne Sieg und ohne Tor sowie dem Sturz auf einen Abstiegsplatz deutlich auf Trennung. „Wir sind alle ziemlich deprimiert und am Boden“, sagte Präsident Ulrich Lepsch unter dem Eindruck der jüngsten 0:1-Heimpleite gegen den VfL Bochum im rbb-Sportplatz. Für den späteren Montagabend war ein Gespräch der Vereinsspitze mit Chefcoach Bommer angesetzt.

Die Suche nach neuen Lösungen läuft bei Energie auf Hochtouren. Nach übereinstimmenden Medienberichten hat der mächtige Clubchef Lepsch am Rande des Bundesligaspiels Hertha kontra Schalke Stephan Schmidt getroffen. Der 37-jährige Berliner, der zuletzt als Trainer beim SC Paderborn gearbeitet hatte, gilt als ein Kandidat für eine Neubesetzung des Chefcoach-Postens in Cottbus.

Lepsch kündigte an, mit allen Beteiligten zu sprechen und dann Schlüsse zu ziehen. „Diskussionen von außen haben uns noch nie großartig berührt“, betonte der Präsident. Nach dem Spiel gegen St. Pauli wären durch die Länderspielpause zwei Wochen Zeit für Maßnahmen in Verein und Team ohne Wettkampfdruck. Zuletzt hatte Energie von neun Spielen nur eins gewinnen können. „Es läuft aktuell tatsächlich vieles schief“, hatte Bommer eingeräumt, aber auch betont, „dass die Jungs unbedingt wollten“.

Im Januar 2011 hatte Bommer den FC Energie mit 23 Punkten als Tabellen-Zehnten übernommen, am Saisonende entging der Club als 14. mit 35 Zählern nur knapp dem Abstieg. In der folgenden Spielzeit hielt das Bommer-Team lange Zeit Anschluss zu den Spitzenrängen, rutschte mit acht sieglosen Spielen dann aber ins Mittelfeld ab. Und in der laufenden Saison begann schon nach Runde vier der Niedergang, obwohl dem aktuellen Kader eine gute Rolle zugetraut wurde.

Auf einen schwachen Schnitt von 1,17 Punkten brachte es Bommer in bisher 65 Spielen mit Energie. Sein Vorgänger Claus-Dieter Wollitz hatte noch 1,49 Punkte pro Partie geschafft. Zu wenig, um noch einmal an der Tür zur Bundesliga zu klopfen. Sechs überraschende Jahre in der Beletage des deutschen Fußball (2000-03 und 2006-09) wirken als Sehnsucht nach, auch wenn der FC Energie nun schon längere Zeit sportlich und wirtschaftlich weit von der Erstklassigkeit entfernt ist.

Da es in Cottbus derzeit nach den am Ende gescheiterten Versuchen mit Steffen Heidrich, Michael Feichtenbeiner und Christian Beeck keinen Manager oder Sportlichen Leiter gibt, hatte Bommer diese Aufgaben mit übernommen. Und in der Trainerfrage hat ohnehin Präsident Lepsch das letzte Wort.