Führungslos in die Vorbereitung: Chaos bei 1860 München
München (dpa) - Unmittelbar vor dem Start in die Saisonvorbereitung herrscht beim TSV 1860 München das endgültige Führungschaos.
Die Hoffnungen auf eine Lösung in den langwierigen Verhandlungen mit Investor Hasan Ismaik zerschlugen sich, das Präsidium reagierte mit dem sofortigen und geschlossenen Rücktritt. „Wir haben bis zuletzt versucht, unter hohem persönlichem Einsatz aller Beteiligten und enormem Erwartungsdruck der Öffentlichkeit zu einer überzeugenden Lösung im Sinne des Vereins und der Löwenfans zu kommen“, beteuerte Präsident Gerhard Mayrhofer.
Mit ihm zogen sich seine beiden Vizepräsidenten Erik Altmann und Heinz Schmidt (Schatzmeister) zurück. Zudem legte Karl-Christian Bay als Aufsichtsratsmitglied seinen Posten als Vereinsvertreter im Beirat nieder, ebenso wie Mayrhofer. Dem Beirat der TSV München von 1860 Geschäftsführungs-GmbH gehören somit nur noch Ismaik und dessen Statthalter Noor Basha an.
Wie es aber nun weitergeht mit dem krisengeschüttelten TSV 1860 München ist wohl offener denn je. Im Machtgeschacher bei den „Löwen“ schien auch ein Ausstieg des Jordaniers Ismaik zu einer ernsthaften Option gereift zu sein. Damit verbunden waren Spekulationen über einen anschließenden Einstieg von Meistertrainer Felix Magath. Auch wenn Basha dies dementiert hatte: „Magath kommt nicht. Alles, was da gemeldet wird, ist nicht richtig.“
Was die insgesamt 19 073 Mitglieder (Stand Februar 2015) nun aber über ihren Verein zu hören, zu sehen und zu lesen bekommen, dürfte getrost als neue Eskalationsstufe zu bezeichnen sein. Auch für die Spieler, die am Montag ihre Vorbereitung auf die neue Spielzeit beginnen, dürfte es alles andere als eine gewöhnliche Erfahrung sein.
Am Nachmittag vor dem Rücktritt hatten die „Löwen“-Verantwortlichen wegen der intensiven Gespräche die für Sonntag geplante Mitgliederversammlung noch kurzfristig abgesagt. Zu wertvoll und wichtig wäre jeder Tag, den man weiter verhandle. Ein paar Stunden später waren alle Verhandlungen Geschichte.
„Wir bedauern sehr, dass es trotz zahlreicher Gespräche der letzten Tage nicht gelungen ist, Einigkeit darüber zu erzielen, wie der TSV 1860 München wieder zurück auf die Erfolgsspur kommen kann“, erklärte Mayrhofer in der Pressemitteilung.
Rund 50 Millionen Euro soll Ismaik bislang in den Club gesteckt haben, Ziel bei seinem Antritt war die rasche Rückkehr in die Bundesliga. Stattdessen retteten sich die „Löwen“ in der vergangenen Saison erst in der Relegation mit Ach und Krach und blieben zumindest zweitklassig.
Inzwischen soll Ismaik das Geldverbrennen leid sein und ernsthaft einen Verkauf seiner Anteile erwägen. „Ich kann darüber nicht reden“, hatte er Anfang der Woche der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt. Dem Jordanier soll ein Übernahmeangebot von dritter Seite vorliegen. Das Konsortium soll zur Bedingung machen, dass Magath bei 1860 neuer Sportchef wird. Der 61-Jährige, zuletzt in England beim FC Fulham als Trainer tätig, wohnt in der Nachbarschaft des Vereinsgeländes.