Jung und günstig: Drittligisten setzen auf Nachwuchs
Leipzig (dpa) - Die 3. Fußball-Liga etabliert sich als Ausbildungsliga im deutschen Profi-Fußball. Auch aufgrund schwieriger Finanzen vertrauen die 20 Vereine in der Saison 2012/13 vermehrt auf gut ausgebildete, junge Spieler - den Nachwuchsleistungszentren sei dank.
Die Zeiten, in denen verdiente Profis ihre Karriere in der Heimat in der 3. Liga ausklingen lassen, scheint vorbei. Unmittelbar vor dem Saisonstart am Freitag verzeichneten die 20 Drittligisten insgesamt 436 Transfers (201 Zu- und 235 Abgänge/Stand: 18. Juli). Das sind deutlich weniger Wechsel als in der vergangenen Spielzeit zum gleichen Zeitpunkt (498). Schon traditionell waren die Zweitliga-Absteiger auf dem Markt besonders aktiv. Der Karlsruher SC tauschte praktisch sein gesamtes Spielermaterial. 26 Kicker gingen, 17 Neue kamen. Alemannia Aachen stand dem kaum nach. 22 Spieler verließen den Verein und wurden von 16 anderen ersetzt. Doch die etablierten Drittligisten setzen auf größere Kontinuität. Egal ob in Burghausen oder Bielefeld, Heidenheim oder Offenbach. Aufsteiger Hallescher FC verpflichtete gar nur fünf Spieler für das Abenteuer 3. Liga.
Auch Rot-Weiß Erfurt hat lediglich fünf wirkliche Neuzugänge. Ansonsten versuchen die Thüringer, die elf Abgänge mit fünf Spielern aus der eigenen Jugend zu kompensieren. Auch die SpVgg Unterhaching setzt verstärkt auf die Jugend: Sechs Spieler aus der eigenen U19 rückten in den Profikader. Toppen kann dies nur die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart, selbst Sprungbrett zu den Profis. Hier stießen gleich neun Jugendspieler zur Mannschaft hinzu.
Zudem erfreuen sich die zweiten Mannschaften der Profivereine mit ihren gut ausgebildeten Internats-Spielern großer Beliebtheit. Gleich 34 Akteure, die in der Vorsaison bei Erst- oder Zweitligisten in der Reserve spielten, wurden von den 20 Drittligisten verpflichtet. Insofern etabliert sich die 3. Liga als Spitze des Ausbildungsbetriebs Fußball unterhalb der Bundesligen.
Einige Spieler schafften bereits den Sprung dorthin: Mit Kevin Pannewitz (VfL Wolfsburg), Gerrit Wegkamp (Fortuna Düsseldorf) und Kevin Kampl (VfR Aalen) brachten drei junge Offensivkräfte sogar stattliche Transfersummen ein. Teuerster Abgang der Drittligisten ist aber Stürmer Terrence Boyd, der von Aufsteiger Borussia Dortmund II für 400 000 Euro zum SK Rapid Wien wechselte.
Selbst bleiben die Drittligisten äußerst sparsam: Borussia Dortmund II reinvestierte die Boyd-Summe in Abwehrspieler Thomas Meißner vom FSV Mainz 05 II (150 000 Euro). Zudem bezahlte Preußen Münster 50 000 Euro für Stürmer Matthew Taylor an den SC Paderborn. Ansonsten sind keine Ablösesummen bekannt.
Eine Personalie wirkt dagegen wie ein Relikt aus alten Zeiten. Sascha Rösler kehrt nach 14 Jahren und acht Stationen in der ersten und zweiten Liga zu einem seiner zahlreichen ehemaligen Arbeitgeber zurück und verstärkt Alemannia Aachen. Von Erstliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf wechselte er zum Zweitliga-Absteiger, wo er bereits von 2005 bis 2007 spielte.