Köln übertrumpft Lautern: „Jetzt sind wir die Gejagten“

München (dpa) - Ein Dreivierteljahr Anlaufzeit brauchte der 1. FC Köln nach seinem schmerzhaften Abstieg - pünktlich zum Saisonendspurt aber sind die Rheinländer der Fußball-Bundesliga so nah wie noch nie in dieser Saison.

Durch den 2:1-Sieg gegen Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg kletterte der Traditionsclub erstmals in dieser Spielzeit unter die Top-3 im Unterhaus - und hat mit einem Mal beste Aussichten auf den umkämpften Relegationsrang. „Jetzt sind wir die Gejagten. Wenn wir unseren Stiefel so weiter spielen, sind wir glaube ich nicht mehr zu stoppen“, tönte Mittelfeldprofi Christian Clemens prompt.

Besondere Spannung ist schon am kommenden Freitag garantiert: Dann müssen die Kölner beim direkten Kontrahenten 1. FC Kaiserslautern ran, der noch am Ostersonntag mit einem unnötigen 1:1 beim Vorletzten SV Sandhausen Platz drei leichtfertig hergeschenkt hatte. „Die Situation wird durch dieses Unentschieden nicht einfacher“, klagte Trainer Franco Foda vor dem Duell mit Köln. „Das ist ein wichtiges Spiel für uns, das wir zu Hause gewinnen müssen.“

Weitaus weniger Brisanz steckt im Rennen um Rang eins. Vor allem deshalb, weil den Liga-Dominatoren Hertha BSC (59 Zähler) und Eintracht Braunschweig (58) der direkte Aufstieg eigentlich nicht mehr zu nehmen ist. Wer letztlich Erster wird, interessiert da nicht sonderlich. Viel wichtiger: Sieben Partien vor Schluss ist der Vorsprung auf Köln (46) und Lautern (45) weiter riesig. „Der Sieg war wichtig für die Festigung unserer Position in der Liga. Also: Alles prima, Dankeschön!“, kommentierte Hertha-Coach Jos Luhukay das 2:0 seiner Berliner über den VfL Bochum. Ähnlich wenig Probleme hatte die Eintracht beim 2:1 gegen Abstiegskandidat Dynamo Dresden.

„Wir sind zurück im Fahrwasser“, resümierte Verteidiger Ermin Bicakcic, nachdem die Braunschweiger zwischenzeitlich drei Spiele ohne Sieg geblieben waren. Wirklich gefährdet war das Abenteuer Aufstiegstournee aber selbst da nicht - einerseits dank des sowieso großen Vorsprungs; andererseits dank der müden Jägerchen, die schon seit Wochen mit eindrucksvoller Konstanz Punkte liegen lassen.

Köln fuhr dank Kevin McKenna (28. Minute) und Daniel Royer (87.) gegen Regensburg immerhin seinen dritten Sieg in Serie ein - allerdings nur mit größter Mühe. „Das hat sehr viele Nerven gekostet“, konstatierte Trainer Holger Stanislawski und blickte prompt auf das anstehende Spitzenspiel in Lautern: „Freitagabend, Betzenberg - vielmehr geht im Fußball nicht. Wir selber hätten 50 000 Karten verkaufen können. Die Euphorie in der Stadt und in der Mannschaft ist da“, schwärmte der 43-Jährige. „Wir sind aus eigener Kraft in der Lage, alles umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben.“

Was vor allem auf den erneuten Lauterer Aussetzer zurückzuführen ist. In Sandhausen war Alexander Riemann (67.) nach dem Tor von Mohamadou Idrissou (18.) der Spielverderber für den Favoriten. „Wir sind selbst dran schuld, dass wir hier nur einen Punkt mitnehmen“, klagte Torwart Tobias Sippel, der den Ausgleich mit einem groben Patzer mitverschuldet hatte. Obendrein bitter: Hoffnungsträger und Mittelfeld-Leitfigur Markus Karl verletzte sich - und dürfte mit einem Innenbandriss erstmal länger ausfallen.

Obwohl die Ausbeute der beiden ambitionierten Ex-Bundesligisten wahrlich nicht berauschend ist, kommt bisher keiner der Kontrahenten wirklich nah ran. 1860 München (41 Punkte, 1:0 bei Erzgebirge Aue) und der FSV Frankfurt (40, 3:0 gegen Union Berlin) dürfen sich nach eigenen Siegen zumindest leise Chancen ausrechnen, noch in den Kampf um den Relegationsplatz eingreifen zu können. Energie Cottbus (39) strauchelte derweil beim 1:1 gegen Aalen. Angriffslustig geben sich vor allem die Münchner „Löwen“ weiterhin. „Wir sind sehr hungrig auf den dritten Platz. Wir werden alles dafür geben, damit wir ihn noch erreichen“, kommentierte Trainer Alexander Schmidt.