St. Pauli-Coach Lienen kritisiert Trainer-Debatte in Hannover scharf

Hamburg (dpa) - „Skandalös, lächerlich!“ Mit scharfen Worten und harscher Kritik hat Trainer Ewald Lienen vom FC St. Pauli auf die anhaltende Debatte um seinen Kollegen Daniel Stendel beim Ligarivalen Hannover 96 reagiert.

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„Dass in so einer Tabellensituation der Trainer überhaupt infrage gestellt wird, ist skandalös“, echauffierte sich der 63 Jahre alte frühere Profi nach dem 0:0 des Kiezclubs gegen den Tabellenvierten der 2. Fußball-Liga.

96-Sportchef Horst Heldt hatte die Zukunft des vertraglich noch bis 2018 gebundenen Fußball-Lehrers Stendel nach der Nullnummer am Millerntor offen gelassen. Und das, obwohl Hannover nach 25 Spieltagen nur drei Punkte hinter Spitzenreiter VfB Stuttgart liegt. Allerdings rutschte 96 mit 46 Punkte vom Relegationsplatz hinter den Nordrivalen Eintracht Braunschweig (47) ab. Zudem lassen die spielerischen Leistungen seit Wochen zu Wünschen übrig.

Clubchef Martin Kind wird zunehmend nervöser. Der Unternehmer hatte die Rückkehr in die Bundesliga gefordert und Stendel in die Pflicht genommen. „Er muss sich nun beweisen. Die Leistungen reichen nicht aus, das muss deutlich besser werden.“ Der bisherige Sportchef Martin Bader musste bereits gehen. Sein Nachfolger Heldt soll nun über Stendels Zukunft entscheiden.

Lienen hatte schon vor dem Spiel „überhaupt kein Verständnis“ für die Unruhe beim Gegner aufgebracht. „Die Probleme, die die in Hannover haben, hätte ich auch gerne. Personell ist das eine der bestbesetzten Mannschaften der Liga.“ Dass Stendels Job auf der Kippe stehe, nannte er einen Witz, es gehöre aber wohl zum Geschäft: „Ich bin mit anderen Trainern immer solidarisch. Aber als Trainer weiß man, dass man immer in Gefahr ist. Das ist bei mir nicht anders.“

Stendel bleibt aber ein Trainer auf Abruf. Heldt vermied erneut ein klares Bekenntnis zum Coach, ließ dessen Zukunft offen. „Ich sage da jetzt erst einmal gar nichts dazu. Ich werde mich mit Martin Kind austauschen, das mache ich immer so, werde die Eindrücke sammeln - und dann werden wir sehen“, sagte Heldt.

Der 42 Jahre alte Stendel, der im April beim damaligen Bundesligisten Interimscoach für den entlassenen Thomas Schaaf und 22 Tage später zum 96-Cheftrainer befördert wurde, reagierte genervt. „Keine Ahnung“, meinte er zu der Frage, wie es mit ihm weitergehe. „Da müssen Sie jemand anders fragen.“

Heldt will nichts überstürzen, sondern erst einmal die Eindrücke verarbeiten. „Wir haben 14 Tage Zeit bis zum nächsten Spiel“, sagte er angesichts der Punktspielpause. Dann allerdings kreuzt Mitkonkurrent Union Berlin an der Leine auf.