Tennis French Open: Altmaier ist weiter
Krefeld · Der Kempener Tennisprofi erreicht die zweite Runde des renomierten Turniers in Paris und trifft dort auf den Warsteiner Jan-Lennard Struff.
Die Nacht war längst aufgezogen über dem Pariser Bois de Boulogne, die Herbstkälte legte sich schon merklich über den Tennisplatz im Grüngürtel der französischen Hauptstadt. Da erlebte der 22-jährige Daniel Altmaier gerade seinen schönsten Moment der noch jungen Karriere. Seinen Aufschlag returnierte der Spaniers Feliciano Lopez ins Aus. Das bedeutete nach zwei Stunden und 38 Minuten Matchdauer: Spiel, Satz und Sieg für den Kempener, der bei seiner Premiere bei einem Grand Slam-Turnier gleich in die zweite Runde einzog und sich nun bei den French Open in einem deutschen Vergleich mit dem Warsteiner Jan-Lennard Struff duelliert.
Gegen den 39-Jährigen Routinier aus Spanien spielte der Mann vom Niederrhein großartiges Tennis und setzte seinen Gegenspieler ständig unter Druck. Auch in engen Phasen behielt der Qualifikant stets die Übersicht und glänzte im Flutlicht durch gute Laufarbeit und präzise Schläge. Lopez, so sagen Experten, habe seine Stärken allerdings nicht auf Asche. Doch das wird Daniel Altmaier ganz egal sein. Er gehört nun zu den Emporkömmlingen dieses Turniers, über die gesprochen wird. Die Aufgabe gegen Struff, derzeit die Nimmer 32 der Welt, dürfte jedoch weitaus schwieriger werden. „Daniel hat gut gespielt, er wirkt auch fit. Es freut mich für ihn sehr“, sagte sein ehemaliger Mentor und Trainer Olaf Merkel, der ihn über zweieinhalb Jahre zwischen 2011 und 2013 gecoacht und zu internationalen Turnieren begleitet hatte.
Seine Vision, ein großer Spieler zu werden, hätten Altmaier und seine Eltern Jurij und Galina schon damals gehabt. Sein Vorbild ist der Großmeister Roger Federer. Es fehlte jedoch lange an der nötigen finanziellen Förderung. Ein Sponsor ließ sich nicht so einfach finden. Im Alter von zwölf Jahren reüssierte er schon in der Bezirksliga der Herren für Blau-Weiß. Zwei Jahre trug er das Trikot des Stadtwald-Clubs. Dann zog es ihn weg. Stationen in Kamp-Lintfort und beim Gladbacher HTC folgten, dann auch ein Halt in Berlin.
Angefangen hatte alles als kleiner Junge in der Ballschule des Tennislehrers Simon Dörsing beim TuS St. Hubert. Früh konnte man hier schon sein Talent erkennen. Mit neun Jahren aber verließ Altmaier den Verein, da man ihm keine gleichstarken Spielpartner mehr bieten konnte. Der Kontakt aber ist bis heute nicht gekappt. Das eine oder andere Mal lässt sich der Tennisprofi noch auf der Anlage sehen, spielt dann ein paar Bälle mit Dörsing und den Herren der ersten Mannschaft.
Heute gehört Daniel Altmaier, ein Sprössling mit ukrainischen Wurzeln, zur Trainingsgruppe des Argentiniers Francisco Yunis, einem sehr guten Bekannten Merkels aus Südamerika. 2017 erhielt der Kempener Unterstützung durch den Fernsehsender Sky. Durch ein Stipendium wird er seitdem gefördert. Auch Tennis-Legende Boris Becker, der ihn bei einem Turnier in Ismaning im gleichen Jahr gesehen hatte, sah das Potenzial und bot seine Hilfe an. Der Profispieler ist aktuell die Nummer 185 der ATP-Rangliste. In den Tagen vor den French Open hatte Altmaier schon das Halbfinale eines Challenger-Turniers im französischen Aix-en-Provence erreicht, schied jedoch verletzt gegen seinen Landsmann Oscar Otte aus.
Bereits das Erreichen der Hauptrunde im Stade Roland Garros ist für Altmaier ein Erfolg gewesen. Bekanntlich ist die Qualifikationsrunde bei einem Masters eine Ochsentour. Altmaier, der in den Vorjahren lange an den Bauchmuskeln und der Schulter verletzt gewesen war, nahm diese schwere Hürde aber ohne Probleme und mit nur einem Satzverlust.
Zunächst bezwang der Youngster den Niederländer Tallon Griekspoor mit 6:1, 6:3. Danach folgte ebenfalls ein Zweisatzsieg, mit 6:1, 6:2 gegen den Japaner Hiroki Moriya. Der Aufstieg in die Hauptrunde folgte durch den hart erkämpften Dreisatzsieg (6:3, 3:6, 6:3) gegen Rubens Bemelmann aus Belgien.