KSC nur Tabellen-17. Mirko Slomka läuft vor Duell mit Ex-Club die Zeit davon

Karlsruhe (dpa) - Aus dem gespannten Knistern, das zum Amtsantritt von Trainer Mirko Slomka beim Karlsruher SC noch an allen Ecken und Enden des Wildparks spürbar war, ist ein ächzendes Knirschen geworden.

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Unter seiner Regie gab es für den abstiegsbedrohten Zweitligisten nur einen Sieg, dazu ein Unentschieden und bereits drei Niederlagen. Vor allem das 0:5 gegen St. Pauli am Montagabend war heftig - der KSC steht seitdem auf einem direkten Abstiegsplatz. Am Samstag gegen seinen früheren Club Hannover 96 und danach beim Tabellenschlusslicht Erzgebirge Aue muss Slomka jetzt dringend punkten.

„Ich bin nach wie vor sehr optimistisch. Das werde ich auch bleiben, weil ich sicher bin, dass die Mannschaft die entscheidenden Schritte machen wird“, sagt der KSC-Coach und klingt beinahe trotzig. Lediglich „ein bisschen Zeit“ brauche seine Mannschaft noch, glaubt der frühere Champions-League-Trainer, der bei seinem Amtsantritt noch „die Sprache“ in Baden als eine der größten Herausforderungen für seine Mission in Karlsruhe gesehen hatte.

Zeit, sich mit Dialekten zu beschäftigen, hat er zwölf Spieltage vor dem Saisonende in der bedrohlichen Situation aber gleich zweimal nicht. Der Druck auf alle Beteiligten steigt. Denn nicht nur der früher so erfolgsverwöhnte Slomka ist mit der Übernahme seines ersten Zweitligaclubs nach 868 Tagen ohne Job ein hohes Imagerisiko eingegangen.

Auch der ebenfalls neu verpflichtete Sportdirektor Oliver Kreuzer hat keinen Spielraum für einen zweiten Versuch. Schließlich hat der Verein gerade nach jahrzehntelangen Verhandlungen mit der Stadt ein 115 Millionen Euro schweres Stadionprojekt auf den Weg gebracht. Zwei Jahre nach dem unglücklich in der Relegation gegen den Hamburger SV verpassten Bundesliga-Aufstieg käme ein Abstieg in die 3. Liga mehr als unpassend.

Um fünf neue (Leih-)Spieler hat Slomka daher den Kader seines im Dezember beurlaubten Vorgängers Tomas Oral für die Rückrunde ergänzt. Vieles hat er versucht, um seinem Team das bislang fehlende Selbstbewusstsein einzuhauchen. Selbst neue Regeln im Umgang mit den Medien sollten den Eindruck von größerer Professionalität im Verein widerspiegeln. Das gebetsmühlenhafte Wiederholen der sportlichen Fähigkeiten wirkt inzwischen wie ein Ritual. „Die Qualität, finde ich, ist da. Wir haben sehr gute Fußballer“, erklärt der 49-Jährige wieder und wieder. „Und es ist mit Sicherheit auch keine Mentalitätsfrage. Diese Mannschaft hat eine unglaubliche Mentalität“.

Er glaubt daher weiter an den Klassenerhalt. „Denn eines gilt nicht nur in der 2. Liga, es gilt fast überall im Fußball: Mentalität schlägt in den meisten Fällen Qualität. Am Montag war die Mentalität bei St. Pauli mehr vorhanden. Wir hatten Qualität, 55 Prozent Ballbesitz, aber es kam eben nichts dabei raus“, sagt Slomka und verweist auf die Offensivprobleme seines Teams. „Wir müssen die richtige Entscheidung treffen.“ Das sei eine Frage von Abläufen. „Das müssen wir immer wieder trainieren“, fordert er. Doch Automatismen benötigen Zeit. Und die hat der Club bald nicht mehr.