Nie mehr 2. Liga: 10 000 Fans feiern Braunschweig

Braunschweig (dpa) - Der erste Gratulant hieß Finn. Als Torsten Lieberknecht aus dem Mannschaftsbus von Eintracht Braunschweig stieg, fiel zunächst der Sohn dem Vater und Erfolgstrainer um den Hals.

Danach bereiteten mehr als 10 000 Fußballfans dem frisch gekürten Bundesliga-Aufsteiger im Eintracht-Stadion einen emotionalen und ohrenbetäubenden Empfang. „Ja, wir haben realisiert, was wir geschafft haben. Das ist der Wahnsinn“, sagte Lieberknecht, kletterte auf die Bühne und übernahm bei der kurzfristig anberaumten Aufstiegsparty die Rolle des Einpeitschers.

„Olé, Olé“, „Nie mehr 2. Liga“, „Braunschweig ist die schönste Stadt der Welt“ oder „Europapokal“ - beim Festival der Fußball-Lieder
ließen die Mannschaft und ihre Anhänger im Dauerregen keinen Song aus. Die Fans hatten die blau-gelbe Partymeile von der Stadt ins traditionsreiche Stadion an der Hamburger Straße verlegt. Neben Erfolgstrainer Lieberknecht standen vor allem Torjäger Domi Kumbela, Kapitän Dennis Kruppke und Damir Vrancic im Mittelpunkt der Ovationen. „Die Spieler können so lange feiern wie sie wollen“, erklärte Vereinspräsident Sebastian Ebel.

Am Freitagabend hatte der deutsche Meister von 1967 mit einem 1:0-Sieg in Ingolstadt durch ein Vrancic-Tor die Rückkehr in die Bundesliga nach 28 Jahren perfekt gemacht. Die Eintracht blieb im Süden, feierte zuerst in Ingolstadt und ließ es nach Mitternacht in Nürnberg ordentlich krachen. Erst am Samstagmittag trat der blau-gelbe Tross die Rückreise nach Niedersachsen an, um 16.45 Uhr stoppte der Bus laut hupend vor dem Stadiontor.

Nun soll in Braunschweig noch mindestens einen Monat gefeiert werden - wenn es nach dem Wunsch von Abwehrspieler Deniz Dogan geht. „Wer keine Lust auf Feiern hat, sollte in den nächsten vier Wochen zu Hause bleiben“, brüllte Dogan das Motto nach Eintrachts drittem Bundesliga-Aufstieg nach 1974 und 1981 heraus. Die offizielle Feier ist für Pfingstmontag geplant.

In Ingolstadt waren bei Lieberknecht noch die Freudentränen gekullert. „Das ist ein unglaublicher Tag, an dem unser großer, großer Traum in Erfüllung gegangen ist“, sagte der Erfolgscoach, der das Team binnen zwei Jahren aus der Drittklassigkeit zurück ins Oberhaus führte.

Als um 19.48 Uhr Vrancics Schuss unmittelbar vor den rund 2500 mitgereisten Eintracht-Fans im Netz einschlug, gab es im Stadion in Ingolstadt und rund 530 Kilometer weiter nördlich in Braunschweig kein Halten mehr. Kurz darauf sangen, tanzten und brüllten die Eintracht-Spieler in blauen Aufstiegs-T-Shirts und mit Zigarren im Mund und Sektflaschen in der Hand ausgelassen auf dem Rasen.

In Braunschweig lagen sich tausende Anhänger siegestrunken in den Armen und veranstalteten Hupkonzerte in der Stadt. „Es war wie bei einer Weltmeisterfeier“, berichtete ein Polizeisprecher.

Die Eintracht-Anhänger, die nicht in Ingolstadt live dabei waren, waren schon am Freitagabend zu tausenden in die Innenstadt gezogen. Auch Oberbürgermeister Gert Hoffmann verfolgte das Nervenspiel mit anderen Fans in einer Kneipe. „Was soll ich sagen, ich habe es schon nicht mehr geglaubt“, sagte der CDU-Politiker über das späte Siegtor. „Das ist ein Höhepunkt meiner Amtszeit.“

Der Erzrivale Hannover 96 und der Nachbar VfL Wolfsburg per Anzeige gehörten zu den ersten Gratulanten. „Das gibt mehrere Derbys. Ich freue mich auf spannende Spiele“, sagte Hannovers Trainer Mirko Slomka mit Blick auf die Partien gegen Braunschweig und Wolfsburg in der kommenden Saison. Erstmals überhaupt werden dann drei Niedersachsen-Teams in der Bundesliga vertreten sein.