Rassismus im Zweitliga-Derby - DFB ermittelt
München (dpa) - Auch am Tag nach der Rassismus-Attacke von München ist Deutschlands U21-Nationalspieler Danny da Costa konsterniert.
„Mir persönlich ist so was noch nie passiert. Ich hatte nie ein Problem damit, egal wo und in welchem Zusammenhang“, sagte der dunkelhäutige Fußball-Profi des Zweitligisten FC Ingolstadt der Nachrichtenagentur dpa. „Dass das mir mal passieren könnte, hätte ich nicht gedacht.“
Der 20-Jährige ist in Neuss am Rhein geborenen - das für ihn Undenkbare geschieht am Sonntag im Zweitliga-Derby bei 1860 München. Immer wieder kommen von den Rängen rassistische Schmährufe gegen den Sohn einer Kongolesin und eines Angolaners. Irgendwann reicht es da Costa, er informiert Schiedsrichter Florian Meyer - die Partie wird unterbrochen, es gibt eine Durchsage im Stadion.
Nach den Beleidigungen bekam da Costa deutliche Unterstützung von seinem Teamkollegen Ralph Gunesch. „Schließt euch zu Hause ein und labert mit dem rassistischen Müll euren Wandteppich voll, aber verschont uns alle mit dem Gedankengut“, schrieb Gunesch auf seiner Facebook-Seite. „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!!“ Etwa 7000 Facebook-Nutzer klickten „Gefällt mir“ - allein bis Montagnachmittag. Auch Nationalspieler Jerome Boateng zeigte seine Solidarität und twitterte: „Dieser Müll muss aufhören.“
Erst am 13. August hatte da Costa sein Debüt in der U21-Nationalmannschaft gegeben. Nicht sein erster Auftritt in einem deutschen Nationaltrikot: Seit der U17 spielt er für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Dies zählte für manchen Stadionbesucher am Sonntag aber offenbar nicht. „Ich versuche, mich nicht davon runterziehen zu lassen“, sagt da Costa. „Aber man hat es noch im Kopf, es beschäftigt einen schon noch. Die Wut ist seit gestern aber weniger geworden.“
Abgeschlossen ist der Fall damit noch nicht. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nahm Ermittlungen auf. „Fußball verbindet, wir dürfen nicht zulassen, dass er spaltet“, erklärte der stellvertretende Generalsekretär Stefan Hans. Auch die „Löwen“ reagierten sofort. Der Club entschuldigte sich für die Ausfälle, erstattete Anzeige und will ein Stadionverbot verhängen. „Jegliche Beschimpfungen dieser Art haben bei unseren Spielen nichts verloren“, betonte Geschäftsführer Robert Schäfer. „Es ist ein gutes Zeichen, dass sie so schnell hinterher waren“, lobt da Costa. „Das zeigt, dass die Sache ernst genommen wird.“
Nach Angaben der Münchner soll es sich um einen einzigen „Stadionbesucher“ gehandelt haben. Da Costa hatte zunächst beim TV-Sender Sky Sport News von „vereinzelten Idioten“ gesprochen. Am Tag danach betonte er, er habe nicht genau auf die Anzahl der Stimmen hören können. „Ich kann nicht genau sagen, ob es mehrere waren.“
Natürlich kennt auch da Costa die anderen Fälle. Kevin Prince Boateng, Mario Balotelli und Kevin Constant wurden ebenfalls in Stadien rassistisch beleidigt und mit Schmähgesängen bedacht. Boateng etwa verließ den Platz, was da Costa gut verstehen kann. Aber: „Für mich ist das eher keine Option. Ich bin vom Typ her ruhiger.“