Dresden nach „Missverständnis“ Pacult im Dilemma
Dresden (dpa) - Keine Lobby im Verein, ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat und vor allem zur Mannschaft: Nach nur acht Monaten ist das zweite Intermezzo von Peter Pacult bei Fußball-Zweitligist SG Dynamo Dresden gescheitert.
Mit der Beurlaubung des Cheftrainers sind jedoch nicht alle Probleme geklärt. „Jetzt ist der für die Öffentlichkeit Böse weg, jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Was wir gespielt haben, ist einfach nur scheiße. Wir haben als Mannschaft katastrophale Leistungen gezeigt. Das wird mit dem Trainerwechsel nicht sofort besser“, erklärte Mittelfeldspieler Filip Trojan.
Das Bild, das sich am Tag nach der Beendigung des „Missverständnisses“ Pacult zeichnet, ist verheerend. Das Verhältnis zwischen Coach und Mannschaft war in der Tat schwer gestört. Pacult wehrte sich öffentlich mehrmals gegen den Vorwurf, er würde mit dem Team nicht kommunizieren, in Wahrheit war aber genau das der Fall. Weder hatte Pacult einen wirklichen Draht zu seinen Schützlingen, noch war er in der Lage, sie zu einem verschworenen Team zu formen.
Stunden vor seiner Entlassung kritisierte Pacult live im Fernsehen Vereinsführung und Umfeld. „Wenn Profis und Amateure miteinander arbeiten, ist es das Problem, dass sich der Amateur von dem Profi nicht immer das sagen lässt, was er in 40 Jahren erfahren hat“, sagte Pacult im TV-Sender Sky.
Wie schon in der Vorsaison und in Ansätzen auch in der Spielzeit zuvor, gab es auch schwere atmosphärische Störungen im Team, die sich in den letzten zwei deftigen Heimpleiten gegen den 1. FC Union Berlin (1:3) und gegen den FSV Frankfurt am Sonntag (0:3) auf dem Platz zeigten. „Ich habe dem Team klar gemacht, dass sich durch den Trainerwechsel allein nicht viel daran ändern wird. Jeder muss sich hinterfragen und auch in seiner Freizeit ein professionelles Verhalten an den Tag legen“, sagte der Sportliche Leiter Steffen Menze.
Er selbst muss sich jedoch auch hinterfragen, schließlich bereitete Menze Pacults zweiter Amtszeit in Dresden den Weg. Der 44-Jährige stellte sich auch nach dem geschafften Klassenverbleib nach erfolgreicher Relegation und den Diskussionen um Pacults angebliche Entlassung hinter den Coach. Zusammen mit dem Österreicher hat der Sportchef die Mannschaft zusammengestellt. „Wir sind der Meinung, dass wir den Kader haben, um die Klasse in der 2. Bundesliga zu halten. In den letzten zwei Spielen haben wir da aber eine große Gefahr gesehen, dass das nicht der Fall sein könnte“, erklärte Menze.
Er bestätigte, dass Spieler sich hintenrum über Pacult beschwert haben und so erneut Unruhe in der Personalie entstand. Der eigenwillige Österreicher hatte Dynamo am 18. Dezember von Ralf Loose übernommen. Beide stehen weiterhin auf der Gehaltsliste. Die nicht vorhandene personelle Konstanz wird somit auch zum finanziellen Problem des Vereins. Mit der Trainersuche will sich der Verein Zeit lassen, am Montag beim Auswärtsspiel am Millerntor beim FC St. Pauli wird Menze auf der Bank sitzen.