Regensburg überwintert an der Tabellenspitze
Leipzig (dpa) - Der SSV Jahn Regensburg ist nicht nur die Überraschungsmannschaft der 3. Fußball-Liga. Weil das Spiel der Verfolger VfR Aalen gegen SV Sandhausen Sturmtief „Joachim“ zum Opfer fiel, dürfen sich die Oberpfälzer vier weitere Wochen als Tabellenführer fühlen.
Dabei waren „die Vorzeichen natürlich ganz, ganz schlecht“, sagt Trainer Markus Weinzierl. Im Sommer musste Regensburg - nach einer souveränen Vorsaison im Mittelfeld der Tabelle - aus wirtschaftlichen Gründen zahlreiche Stammkräfte ziehen lassen. Es blieb ein Gerüst von einem Dutzend Spielern, darunter der erfahrene Torhüter Michael Hofmann und Kapitän Tobias Schweinsteiger.
„Das alles hat uns zusammen geschweißt“, sagt Schweinsteiger über den verbliebenen Kader, der mit jungen, meist bayrischen Talenten ergänzt wurde. „Trotz der bescheidenen Mittel war die Qualität schon im Juli nicht schlecht“, findet Torhüter Michael Hofmann. Er und Schweinsteiger verweisen auf überzeugende Testspiele gegen Ajax Amsterdam (0:0) oder den FC Augsburg (0:1) in der Vorbereitung. „Da haben wir uns auch gesagt: Jammern gilt jetzt nicht“, erzählt Hofmann. Mit vier Siegen aus den ersten fünf Spielen gelang der Saisonstart. Regensburg setzte sich schnell an die Tabellenspitze.
Anfangs war man noch skeptisch: „Wir sind auch in den Vorjahren immer gut gestartet“, sagt der 36-jährige Weinzierl, im zehnten Jahr in Regensburg, davon das vierte als Cheftrainer. Doch diesmal hielt der Regensburger Lauf länger. Und mittlerweile „lügt die Tabelle nicht mehr“, schiebt Weinzierl am Ende der Hinserie nach.
Seit 16 Spielen sind die Domstädter im heimischen Jahnstadion ungeschlagen. „Da sieht man auch, wie extrem der Fußball ist“, sagt Weinzierl, denn am Anfang der Saison kämpfte man noch gegen den „Heimfluch“, bei dem man ebenso lange 16 Spiele nicht gewinnen konnte.
Was Weinzierl an seiner Mannschaft am meisten imponiert, ist, „wie konstant wir die guten Leistungen gebracht haben“. Seit dem zweiten Spieltag stand Regensburg stets auf einem Aufstiegsplatz. „Sicherlich profitieren wir auch davon, dass es dieses Jahr keine Übermannschaften gibt wie vorige Saison Braunschweig oder Rostock“, konstatiert Hofmann. In einer ausgeglichenen, unberechenbaren Liga legten vor allem die Zweitliga-Absteiger mit komplett umgebauten Mannschaften einen schwachen Saisonstart hin. Auch der SV Wehen Wiesbaden konnte seiner großen Favoritenrolle nie gerecht werden.
Die will man in Regensburg noch nicht übernehmen. „Wir haben jetzt nur noch positiven Druck“, sagen Weinzierl, Hofmann und Schweinsteiger uni sono. Immerhin gehe es wohl sicher nicht mehr gegen den Abstieg. Doch sie betonen, wie wichtig ein guter Start in die Rückrunde ist. Nur, wenn sie Ende März noch oben stehen, wollen sie den Aufstieg in Angriff nehmen. „Das jetzt als Ziel vorzugeben, ist utopisch“, sagt Schweinsteiger, mit zwölf Treffern Führender der Torschützenliste, „das wäre doch eher ein Wunder“.