Relegations-Hängepartie? - Hertha vor Zerreißprobe
Berlin (dpa) - Das juristische Tauziehen um das Chaosspiel von Düsseldorf und den Verbleib in der Fußball-Bundesliga droht kein Ende zu nehmen.
Vor dem am Freitag anstehenden Urteil des DFB-Bundesgerichts kündigte Hertha BSC an, im Falle einer erneuten Niederlage am Grünen Tisch die Causa bei der Mitgliederversammlung in der nächsten Woche zu beraten. Wie Präsident Werner Gegenbauer - der vereinsintern vor einer richtungsweisenden Präsidiumswahl steht - unterstrich, ist ein Gang vor das Ständige Schiedsgericht der Lizenzvereine im Profifußball nicht mehr ausgeschlossen.
„Es besteht durchaus die Überlegung, bei der Frage, ob wir das Schiedsgericht anrufen oder nicht, die Mitgliederversammlung dazu zu nutzen, ein Votum von den Mitgliedern zu bekommen“, sagte Gegenbauer. Kurios: Zuvor hatte Anwalt Christoph Schickhardt der „Bild“ gesagt: „Wir haben uns mit Hertha darauf geeinigt, die Entscheidung des DFB-Bundesgerichts zu akzeptieren. Sollte nichts Außergewöhnliches passieren, werden wir nicht vors Schiedsgericht ziehen.“ Den Satz nannte Gegenbauer danach „etwas weniger differenziert dargestellt“.
Der Berliner Club wolle sich auf jeden Fall die Urteilsbegründung ansehen und dann eine Entscheidung treffen. Gegenbauer glaubt, „dass eine Einspruchsfrist keinesfalls so kurz sein wird wie nach der ersten Instanz“. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte einen Protest der Hertha gegen die Wertung des Relegationsspiels bei Fortuna Düsseldorf (2:2) am Montag abgewiesen.
Wegen möglicher Verfahrensfehler erhoben die Berliner danach Einspruch gegen das Urteil. „Es gibt Videobeweise, die zeigen, dass die Umstände ganz klar zu einer Schwächung geführt haben“, sagte Schickhardt. Diese Dokumente hatte das DFB-Sportgericht nicht zugelassen. Hertha rechnet sich gute Chancen aus. „Wir haben von den meisten Seiten bestätigt bekommen, dass wir berechtigterweise so handeln und so handeln müssen“, unterstrich Gegenbauer.
Bei Relegationsgegner Fortuna Düsseldorf schüttelt man über das Verhalten der Hauptstädter dagegen nur den Kopf. „Da habe ich kein Verständnis für. Ich hätte das für unseren Club nicht gemacht“, sagte Geschäftsführer Paul Jäger. Vor dem Termin am Freitag und einem möglichen finalen Urteil herrschte am Rhein verhaltener Optimismus. „Wenn es so wäre, könnten wir endlich den Aufstieg feiern.“
Dabei steht nicht nur dem möglichen Absteiger Hertha, sondern auch den Düsseldorfern Ärger ins Haus. Die Staatsanwaltschaft nahm gegen Zuschauer und Spieler beider Teams Ermittlungen auf. Ein Sonderdezernat ist mit sämtlichen Ermittlungen befasst.
Die Verhandlung in Frankfurt ist bei weitem nicht die einzige Sorge, die die Herthaner umtreibt. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag droht der große Knall - wenn nämlich über die Person Michael Preetz debattiert wird. Der Manager gilt vielen als Hauptschuldiger für die Talfahrt. Berliner Medienberichten zufolge soll eine knappe Mehrheit der 14 Präsidiumskandidaten nicht hinter Preetz stehen.
Brisanterweise könnte sich mit der Personalie Preetz auch die Zukunft von Präsident Gegenbauer entscheiden. Dieser will zwar dafür werben, die Gesamtsituation des Clubs in den Vordergrund der Debatte zu stellen. Allerdings kündigte er auch an, wenn Mitglieder auf eine Trennung von Preetz bestehen sollten, „dann können sie bei der Präsidentenwahl ihr Kreuz da machen, dass sich das bewahrheitet“.
Gegenbauer ist der einzige Kandidat für das Präsidentenamt und will nur bei einer absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang weiter an der Hertha-Spitze bleiben. „Ich stehe nur für einen Wahlgang zur Verfügung“, unterstrich der Unternehmer, der trotz der jüngsten Krise und dem Trainerchaos in dieser Saison seit Monaten zu Preetz steht.
In Berlin wird die Kritik aber immer lauter. Der Ex-Herthaner Michael Sziedat, der für einen Posten im Präsidium kandidiert, sagte der „B.Z.“ über Preetz: „Die Außendarstellung des Vereins, für die auch er verantwortlich ist, ist eine Katastrophe. Ganz Deutschland lacht sich über Hertha tot. Michael Preetz kann es einfach nicht.“
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte ein härteres Vorgehen gegen gewaltbereite Fans und betonte in der ZDFinfo-Sendung „Berlin PolitiX“, dass Pyrotechnik in Stadien verboten sei und auch bleibe. „Wir erwarten, dass die Vereine die Fans, wenn sie ins Stadion gehen, konsequent kontrollieren.“ Friedrich appellierte an die Vernunft von Vereinen und Fans und kündigte an, mit ihnen den Dialog suchen zu wollen. Andernfalls seien Sanktionen nötig. „Wenn das alles nicht hilft, dann wird man zu drastischeren Maßnahmen greifen müssen“, sagte Friedrich.