Schiedsrichterin Riem Hussein steigt in 3. Liga auf
Kamen-Kaiserau (dpa) - Die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, das Shirt unter dem Blazer lässig über der Jeans hängend und stets ein Lächeln im Gesicht - cool und selbstbewusst stellt sich Riem Hussein den Journalisten.
„Dabei ist es doch am besten, wenn man gar nicht erst über mich reden muss“, sagte die 34-Jährige. Doch das Medien-Interesse ist groß, weil sie zur neuen Fußball-Saison als erst zweite Schiedsrichterin nach Frau Bibiana Steinhaus künftig im männlichen Profi-Bereich eingesetzt wird. Zunächst in der 3. Liga. „Ich freue mich auf diese Herausforderung“, sagte Hussein bei ihrer Vorstellung.
Die beiden niedersächsischen Schiedsrichterinnen stammen aus dem Harz. Steinhaus wurde in Bad Lauterberg geboren, am südlichen Rand des Mittelgebirges. Hussein wuchs rund 50 Kilometer entfernt in Bad Harzburg am Nordrand auf. Seit sieben Jahren leitet die Apothekerin als Unparteiische bereits Partien in der Regionalliga der Männer, seit 2006 in der Frauen-Bundesliga. 2009 wurde sie FIFA-Schiedsrichterin und pfiff 2010 das Pokal-Finale der Frauen. 2013 wurde sie zur „Schiedsrichterin des Jahres“ gekürt.
Den rasanten Aufstieg der promovierten Pharmazeutin begründete Herbert Fandel, Vorsitzender des Kontrollausschusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), mit Leistung. „Einzig und allein ihre guten Leistungen hat sie bis in die 3. Liga gebracht“, sagte Fandel. Es gebe bei den DFB-Schiedsrichtern keinen Frauen-Bonus. „Uns geht es nicht ums Alter oder ums Geschlecht, sondern nur um die Leistung“, betonte Fandel. Das nach Steinhaus nun Hussein in die „Männerdomäne Profi-Fußball“ vordringt, sei zudem „ein gutes Signal“ für den weiblichen Schiedsrichter-Nachwuchs.
Die 34-Jährige wird sich künftig wohl häufiger dem Vergleich mit der zwei Jahre älteren Steinhaus stellen müssen. Doch das stört die 1,63 Meter große Hussein nicht. „Es ist sicherlich gut für mich, dass Bibiana diesen Weg bis in die 2. Liga bereits gegangen ist. Aber ich habe meine eigene Persönlichkeit.“
Der Fußball hat für die Tochter palästinensischer Auswanderer schon immer eine wichtige Rolle gespielt. „Seit ich fünf bin, habe ich gekickt“, sagte Hussein. Bis in die 2. Liga schafft sie es, ehe sie 2005 ihre Karriere beendete. Da war sie auch schon Schiedsrichterin. „Samstags habe ich gepfiffen und sonntags selbst gespielt - oder umgekehrt, je nachdem, wie der Spielplan war“, sagte Hussein.
Aber warum der Seitenwechsel? „Früher habe ich gerne über die Schiedsrichter gemeckert. Doch ich bin der Auffassung, wenn man keine Ahnung hat, sollte man sich erst einmal mit den Dingen vertraut machen“, sagte Hussein, die sich 2001 kurzerhand zu einem Lehrgang anmeldete. Vier Jahre später war der Rollentausch vollzogen.
„Meine Erfahrungen als ehemalige Spielerin helfen mir nun bei meinen Entscheidungen als Schiedsrichterin. Klar, die Profis werden immer trickreicher, aber ich kann Zweikampfverhalten beispielsweise sehr gut einschätzen und sehe, was gespielt ist und was nicht“, sagte Riem Hussein selbstbewusst.