St. Pauli peilt ersten Sieg seit 16. Februar an

Hamburg (dpa) - Lohmühle statt Millerntor, halbleere Ränge statt voller Kassen: Der FC St. Pauli muss sein Unternehmen Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga mit einem „Heimspiel“ im 80 Kilometer entfernten Lübeck beginnen.

Der sang- und klanglos in die Zweitklassigkeit abgestiegene Kiez-Club peilt trotz der Strafversetzung wegen des Bierbecherwurfs gegen den FC Ingolstadt den ersten Sieg seit dem 16. Februar an, als man im Derby den Stadtrivalen HSV 1:0 bezwang. Denn um gut in die neue Saison zu kommen, muss ein Dreier her, auch wenn Helmut Schulte dem neuen Coach André Schubert und dem umformierten Kader den Druck nimmt und das sofortige Erstliga-Comeback nicht zur Pflicht erhebt.

„Natürlich würden wir uns nicht dagegen wehren, gleich wieder aufzusteigen. Aber es wäre eine gute Saison, wenn wir die ganze Zeit im oberen Drittel mitspielen könnten“, betonte der Sportchef, der schon zu Erstliga-Zeiten als Ziel einen festen Platz unter den Top 25 in Deutschland ausgegeben hatte. In Schubert glaubt er den idealen Nachfolger für Pauli-Idol Holger Stanislawski gefunden zu haben, der nach 18 Jahren als Profi, Funktionär und Coach den Club in Richtung des ambitionierten Erstligisten 1899 Hoffenheim verlassen hat.

„Wir wollen schönen Fußball zeigen“, betont Schubert seit Wochen, auch wenn er selbst erwartet, dass es gerade zu Beginn noch nicht rund laufen könnte. Denn er muss nicht nur Leistungsträger wie Abwehrchef Carlos Zambrano, Torjäger Marius Ebbers sowie Dennis Daube, Rouwen Hennings und Moritz Volz (verletzt) ersetzen, sondern auch zahlreiche Neue integrieren. Vor allem der Ausfall von Ebbers, der vor zwei Spielzeiten mit 20 Treffern Garant des Aufstiegs war, wiegt schwer. Ihn soll der aus Bochum geholte Mahir Saglik ersetzen.

Von den Neuen gelten in der Abwehr Sebastian Schachten und Lasse Sobiech als Kandidaten für die Start-Elf gegen Ingolstadt. Dagegen ließ Schubert offen, ob „Derby-Held“ Benedikt Pliquett oder der von 1860 München geholte Philipp Tschauner die Nummer 1 im Tor sein wird. In jedem Fall muss sich die Elf im Spiel 1 in umgewohnter Umgebung zurechtfinden - als Strafe für den Bierbecherwurf eines Pauli-Fans auf einen Schiedsrichter-Assistenten am 1. April gegen Werder Bremen.

Auf 400 000 Euro bezifferte Vizepräsident Bernd-Georg Spies den Schaden durch den Umzug nach Lübeck, doch er könnte sogar noch höher ausfallen. Denn das Fan-Interesse ist ungewohnt niedrig: War das heimische Millerntor praktisch immer ausverkauft (ca. 24 300 Plätze), darf St. Pauli in Lübeck ohnehin nur 12 500 Tickets verkaufen. Bis Donnerstagmittag waren aber erst rund 7 500 davon vergriffen. „Das ist bedauerlich und überraschend“, sagte Pressechef Christian Bönig.