Vorbereitungskrise statt Aufbruchstimmung in Nürnberg
Nürnberg (dpa) - Auch 14 Monate nach dem Bundesliga-Abstieg ist die Tristesse allgegenwärtig beim 1. FC Nürnberg.
Vor der nächste Woche startenden Zweitliga-Saison will im Umfeld des ambitionierten Traditionsclubs kein Hauch von Aufbruchstimmung aufkommen, was sich nicht zuletzt auf die bisher enttäuschende Saisonvorbereitung zurückführen lässt. Von insgesamt vier Testspielen seit dem Trainingsauftakt gewannen die Franken nur eines - und das knapp mit 1:0 gegen den Regionalligisten Schweinfurt 05. Bei Fans und in den lokalen Medien ist bereits von einer Vorbereitungskrise die Rede.
Den Wiederaufstieg als Zielvorgabe nimmt vorerst kein Nürnberger Verantwortungsträger in den Mund. Stattdessen versuchte Trainer René Weiler die gewohnt hohen Erwartungen beim fränkischen Fußball-Topclub schon vor dem ersten Saisonspiel beim SC Freiburg am 27. Juli mit markigen Worten einzufangen. „Ich will nicht Zeit schinden, aber wer erwartet, dass wir aus den Startlöchern kommen und vorneweg marschieren, der versteht das Business nicht. Das geht nicht, unmöglich“, konstatierte der Schweizer und forderte Geduld für sein Team, das im Vergleich zur Vorsaison weitgehend beisammen blieb.
Dabei ist die Geduld bei einigen Anhängern fast schon wieder aufgebraucht. Ebenso wie beim 1:2 gegen den Viertligisten Jahn Regensburg Anfang Juli präsentierten sich Kapitän Jan Polak & Co. auch am Dienstag im Duell mit Drittligist Kickers Würzburg schwach. Beim 2:2 musste Weilers Team erst einem Rückstand hinterherlaufen und kassierte dann kurz vor Schluss noch den Ausgleich. Nach nur vier Toren in vier Freundschaftsspielen gegen weitgehend unterklassige Gegner gilt vor allem die Offensive als Schwachpunkt - so wie in der enttäuschenden Vorsaison, als am Schluss nur Platz neun heraussprang.
„Der Spieler, der uns zehn Tore oder mehr in der Saison garantiert, den haben wir nicht“, kommentierte Weiler zuletzt. Nach den ersten Testspiel-Eindrücken werden das auch die Nürnberger Neuerwerbungen kaum ändern können. Außenstürmer Rúrik Gíslason vom FC Kopenhagen gilt zwar als Verstärkung, nicht aber unbedingt als Chef-Vollstrecker vom Dienst. Und der vom VfL Wolfsburg gekommene Stefan Kutschke spielte in den bisherigen Partien allenfalls eine Nebenrolle.
Gar keine Rolle in Nürnberg mehr spielt Javier Pinola. Dabei hatte der FCN seinem argentinischen Urgestein nach zehn Jahren im Verein ein Verlängerungsangebot zu reduzierten Bezügen gemacht. Pinola erbat sich Bedenkzeit, pokerte ein bisschen, verhandelte, sagte dann zu - und wurde plötzlich nicht mehr erhört. Sportvorstand Martin Bader und Sportchef Wolfgang Wolf hatten zwischenzeitlich schon einen Nachfolger ausgeguckt. Der 32 Jahre alte Profi zeigte sich nach dem „Schock“ verärgert und traurig - und im Umfeld echauffierten sich die Fans über einen „stillosen“ Umgang mit einem verdienten Spieler.