Ailton erzählt zum Abschied Anekdoten
Bremen (dpa) - „Ailton isse Tore, Ailton isse Spaß.“ Mit seinen vielen Toren, seinem typischen Kauderwelsch und seinen Geschichten ist Aílton Gonçalves da Silva zu einem der Lieblinge der deutschen Fußballfans geworden.
Nun heißt es: „Ailton mache Schluss.“
Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig, auch als Kugelblitz bekannt geworden, beendet am 6. September mit einem Abschiedsspiel in Bremen seine Karriere offiziell.
Ailton, inzwischen ein bisschen mehr Kugel als Blitz, war sichtlich gerührt, als er seinen Entschluss am Dienstag bekanntgab. „Ich bin sehr bewegt“, sagte der 40-Jährige, der zwischen portugiesisch und seinem putzigen Deutsch wechselte: „Ich möchte mich herzlich bei Werder bedanken, heute viele Emotion.“
Vor einem halben Dutzend Kameras und fast zwei Dutzend Journalisten gab Ailton zu: „Es ist eine schöner Tag für mich, aber auch schwer.“ Er stand dabei in jener Suite des Parkhotels, in der er die ersten Monate seiner sechs Jahre in Bremen gelebt hat. Und dort erzählte er eine jener Anekdoten, mit denen er ein fester Bundesliga-Bestandteil geworden ist: Drei Wochen lang aß der Brasilianer nur Spaghetti Bolognese. „Deutsch ist schwer, ich konnte nur diese zwei Worte“, berichtete Ailton mit einem Werder-Schal um den Hals.
Seine beste Zeit liegt inzwischen ein Jahrzehnt zurück. Seine sechs Spielzeiten bei Werder krönte er 2004 mit dem Double aus Meisterschaft und Pokal. Im gleichen Jahr schoss sich „Toni“, wie ein anderer Spitzname lautet, mit 28 Treffern zum Torschützenkönig der Bundesliga. Als erster ausländischer Profi wurde der Kultkicker zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. „Ich hatte mit Werder sehr große Momente“, sagte Ailton.
Nicht nur wegen seiner Tore, vielmehr wegen seiner Späße und seiner Geschichten war Ailton bundesweit bekannt und beliebt. Etwa, als er mit dem Taxi ins Werder-Trainingslager nach Norderney kam, weil er die Abfahrt des Mannschaftsbusses verpasst hatte. Was das gekostet hat? „Keine Ahnung, ich habe noch nicht bezahlt“, sagte Ailton am Dienstag und grinste.
Schon mit dem Wechsel von Werder zum FC Schalke 04, bei dem er nur ein Jahr blieb, ging es bergab. In seiner kunterbunten Karriere wurde Ailton anschließend zum Reise-Weltmeister, legte mehr Kilometer im Flugzeug als auf Fußballplätzen zurück. Er spielte in seiner Laufbahn unter anderem in Mexiko, der Türkei, der Ukraine, Serbien, China, der Schweiz und Österreich. „Ich war viel unterwegs“, sagte er rückblickend: „Aber Werder ist immer in meine Herz.“
21 verschiedene Vereine haben eifrige Statistiker für den kickenden Weltenbummler errechnet, aber so ganz genau weiß Ailton das selber nicht: „Ich habe viele Mannschaften gespielt, das ist klar. Aber Werder ist Nummer eins.“ Zuletzt war Ailton bei Hassia Bingen im Amateurbereich unter Vertrag, wo er bis Dezember vergangenen Jahres in 13 Spielen 13 Tore erzielte.
Am 6. September ist nun endgültig Schluss, im Weserstadion treten die Bremer Double-Mannschaft von 2004 und „Ailtons Südamerikaauswahl“ an. „Werder ist meine erste und meine letzte Mannschaft“, sagte Ailton. Und dabei kämpfte er mit den Tränen.