Richter und Verteidiger: Freunde klarer Worte im Hoeneß-Prozess
München (dpa) - Die Zukunft von Uli Hoeneß liegt in ihren Händen. Richter Rupert Heindl muss herausfinden, was von der Selbstanzeige des FC-Bayern-Präsidenten zu halten ist. Und vom überraschenden Geständnis, noch viel, viel mehr Steuern hinterzogen zu haben.
Sowie davon, dass er entscheidende Unterlagen erst im letzten Moment vor dem Prozess vorlegte. Hoeneß' Anwalt Hanns W. Feigen will dafür sorgen, dass sein Mandant in einem möglichst vorteilhaften Licht erscheint - und dass dem berühmten Fußball-Funktionär die drohende Gefängnisstrafe erspart bleibt. Beide Männer haben etwas gemeinsam: Sie sind Freunde deutlicher Worte.
Schon vor dem spektakulären Steuerprozess galt Richter Heindl als harter Hund. Medien betitelten ihn als „Knallhart-Richter“. Dass er das tatsächlich sein kann, zeigte er an den ersten Verhandlungstagen im Münchner Justizpalast. Noch bevor der Prozess überhaupt eröffnet wird, rügt er ein Magazin, das ungefragt Fotos von ihm veröffentlicht hatte - obwohl er das doch erklärtermaßen vor dem Hoeneß-Prozess nicht wollte.
Als einmal - verbotenerweise - ein Handy klingelt, erinnert er mit ernster Miene an die „Spielregeln“. Auch dass aus dem Gerichtssaal getwittert wird, missfällt ihm. Und als es ihm im Zuschauerraum einmal zu laut wird, sagt er: „Ich weiß, dass es sicher nicht besonders interessant ist für Sie, aber für uns ist es interessant.“
Heindl erhebt bei solchen Ermahnungen kaum die Stimme. Das muss er auch nicht. Mit klaren, ruhigen Ansagen verschafft er sich mühelos Respekt und Autorität. Immer bleibt der Richter mit der Glatze, der stets eine weiße Fliege unter seinem Talar trägt, dabei freundlich. Er gratuliert dem Angeklagten Hoeneß sogar, weil der erst vor kurzem Opa geworden ist - es ist ein lockerer Moment für den angespannten Vereinschef.
Manchmal lächelt Heindl auch süffisant - etwa wenn er Hoeneß fragt, wann genau er beschlossen habe, zur Steuerehrlichkeit zurückzukehren, nachdem er zuvor zweistellige Millionensummen hinterzogen hatte. Es ist die entscheidende Frage in diesem Verfahren.
Heindl ist ein genauer, konzentrierter Zuhörer und niemand, der im Verdacht steht, Sachverhalte und Zahlen oberflächlich zu betrachten. Die Rosenheimer Steuerfahnderin, die sich derzeit durch rund 70 000 Blätter nachgereichter Akten zum Fall Hoeneß quält, lässt er in aller Ausführlichkeit aus Steuererklärungen vorlesen - und betont, dass sie und ihre Kollegen für die Bearbeitung sogar die Faschingsferien ausfallen lassen mussten.
Bei der Befragung von Hoeneß legt er den Kopf schief, hakt immer wieder nach und bleibt bei vielen Antworten skeptisch. „Sie können mit Ihrem Geld machen, was Sie wollen“, sagt er einmal. „Aber ich kann es nicht nachvollziehen, dass hier um Millionen gezockt wird - und da gibt es kein Gespräch darüber.“ Ein Lieblingssatz von Heindl: „Man kann es glauben, man muss es aber nicht glauben.“
In Hanns W. Feigen, dem prominenten Steueranwalt aus Frankfurt, der schon so manchen Steuersünder vor Gericht verteidigt hat, findet Heindl ein interessantes Pendant. Daneben verblassen Hoeneß' andere beiden Verteidiger - und auch Staatsanwalt Achim von Engel.
Auch Feigen mag es deutlich. Er ist aber ein ganz anderer Typ als der fast vornehm wirkende Heindl. Feigen herrscht seinen Mandanten auch mal an, er solle „nichts vom Pferd“ erzählen und stellt sich - zumindest sieht es streckenweise so aus - auf die Seite des Richters.
Ob das nun eine Strategie ist, Hoeneß als süchtigen Spieler darzustellen, oder nicht - Feigens Verhalten ist Grund genug für den FDP-Politiker und Juristen Wolfgang Kubicki, sich schwer zu wundern: „Ein Verteidiger, der vor Gericht seinem Mandanten ins Wort fällt und eine Erklärung abgibt, wie die, 'Erzählen Sie nichts vom Pferd!', demaskiert ja seinen Mandanten, stellt ihn bloß“, sagte Kubicki dem „Deutschlandfunk“.
Einmal macht Feigen sogar einen kleinen Scherz auf Hoeneß' Kosten, der nach eigenen Angaben bei seinen Spekulationsgeschäften unterm Strich ein Minus gemacht hat: „Ich bin Jurist, kein Spekulant. Jedenfalls kann ich das nicht so gut - oder so schlecht.“