Politiker fordern Hoeneß-Rücktritt
Berlin (dpa) - Nach den spektakulären Enthüllungen im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß haben Spitzenpolitiker den Rücktritt von Uli Hoeneß als Aufsichtsratschef und Präsident des FC Bayern München gefordert.
„Spätestens jetzt ist es Zeit, sein öffentliches Amt beim FC Bayern München niederzulegen. Die Vorbildfunktion des Sports ist durch Hoeneß bereits stark beschädigt“, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wenn Hoeneß den Anstand hätte, den er für sich reklamiert, müsste er jetzt gehen“, erklärte SPD-Finanzexperte Joachim Poß der selben Zeitung.
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann zeigte sich entsetzt über die neuen Größenordnungen der Steuervergehen. „Ich bin fassungslos über das Ausmaß der Steuerhinterziehung“, sagte Oppermann in Berlin. Hoeneß habe offenbar den Überblick verloren. Oppermann betonte, der Fall zeige, wie wichtig der Kampf gegen Steuerbetrug und Steueroasen sei. Nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft liegt die Steuerschuld von Hoeneß bei 27,2 Millionen Euro.
Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, forderte in der „Rheinischen Post“ den sofortigen Rückzug von Hoeneß vom Präsidenten-Amt. „Er kann nun keinesfalls weiter an der Spitze des FC Bayern bleiben. Ehrlich machen heißt zurücktreten“, sagte Riexinger.
Poß übte im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ auch Kritik am prominent besetzten Aufsichtsrat. „Es geht hier um Steuerkriminalität. Und jetzt steht fest, dass Hoeneß Unterlagen zurückgehalten hat. Es muss Schluss sein mit Verharmlosung“, warnte Poß. Er warf Hoeneß vor, seine Fans und die Aufsichtsräte vorsätzlich getäuscht zu haben und sich über das geltende Recht zu stellen.
Tags zuvor hatte Hoeneß eingeräumt, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. Immer mehr Experten rechnen mittlerweile nicht mehr mit einer Bewährungsstrafe für den Vereinspräsidenten. „Die Zahl alleine, 18 Millionen Euro, ist so schwerwiegend, dass mir der Glaube momentan fehlt, dass er eine Bewährungsstrafe erhalten kann“, sagte der Jurist und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki im Deutschlandfunk - noch bevor die neuen Zahlen bekanntwurden.