Fußball-Bundesliga Als Bensebaini traf und der Borussia-Park bebte

MÖNCHENGLADBACH · Heute vor 13 Monaten, am 7. Dezember 2019, gab es beim 2:1-Sieg der Gladbacher gegen die Bayern vor großer Kulisse den letzten überwältigenden Begeisterungsausbruch auf den Rängen.

Zweimal traf Ramy Bensebaini vor 13 Monaten gegen Bayern und bescherte damit Borussia den Sieg.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Der Jubel im Borussia-Park kannte keine Grenzen, als Ramy Bensebaini vor der Nordkurve seiner Freude mit ausgebreiteten Armen und einem strahlenden Lächeln Ausdruck verlieh: Ein Matchwinner mit breiter Brust. Es war der 7. Dezember 2019. Bensebaini hatte kurz vor Schluss gegen den FC Bayern München einen Elfmeter verwandelt und für den 2:1-Siegtreffer des damaligen Tabellenführers gesorgt. Es war bis heute der letzte überwältigende Begeisterungsausbruch in der Gladbacher Fußballarena. Denn bald kam Corona nach Deutschland. Der Spielbetrieb wurde vorübergehend gestoppt, und danach war Profifußball weitgehend nur noch ein Spiel ohne Fans und Emotionen.

Am Freitagabend (20.30 Uhr) treffen Borussia Mönchengladbach und den FC Bayern erneut aufeinander, kämpfen zum 105. Mal um Bundesliga-Punkte. Viele werden morgen an den ersten Samstag im Dezember 2019 zurückdenken, als die Tribünen im Borussia-Park bebten. Gewiss auch der Algerier Bensebaini, der vor 54 022 Besuchern seiner Zeit vom Nobody zum Matchwinner aufstieg und den Rekordmeister mit seinen beiden Treffern im Alleingang bezwang. „Der Elfmeter war eine Wucht. Hart, präzise, unhaltbar“, kommentierte Cheftrainer Marco Rose den entscheidenden Moment der Partie in der Nachspielzeit, „da konnte sich Manuel Neuer noch so strecken.“

Rechtzeitig vor dem Duell der alten Rivalen mischt Ramy Bensebaini in der Liga wieder mit. Beim 1:0-Sieg der Gladbacher in Bielefeld stand der 34malige algerische Nationalspieler nach seiner Covid 19-Erkrankung erstmals wieder im Kader der Fohlen Elf, ja, in der Schlussphase gönnte ihm der Trainer sogar ein paar Spielminuten. Sechs Partien hatte Bensebaini aussetzen müssen, nachdem er im Anschluss an eine Länderspielreise mit Algerien Mitte November positiv getestet worden war und sich in häusliche Quarantäne begeben musste.  Ob „Bense“ morgen Abend schon ein Mann für die Anfangs-Elf sein wird und erneut zum „Bayern-Schreck“ werden könnte? Wahrscheinlich kommt der ewig junge Klassiker noch zu früh für ihn. „Jede Minute Training tut ihm im Moment gut“, sagt Marco Rose, „er war durch das Corona-Virus körperlich in einem richtigen Loch.“

Wie dem auch sei: Auf jeden Fall darf Marco Rose froh sein, dass ein solcher Topspieler wie Bensebaini wieder zurück auf der Bühne und eine Alternative für den nimmermüden alten Schweden Oscar Wendt (35) ist, schließlich warten bis Mitte Mai in drei Wettbewerben noch etliche anspruchsvolle Aufgaben auf die Fohlen Elf.

Ein Glück, dass neben Denis Zakaria auch Jonas Hofmann nach mehrwöchiger Verletzungspause wieder schnell Fuß gefasst hat. Er ist spielerisch nahezu unverzichtbar und war auch zum Jahresauftakt bei der überforderten Arminia aus Bielefeld einer der herausragenden Akteure. Mit einem Traumpass leitete er den Siegtreffer von Breel Embolo (58.) ein, der nach qualvollen Szenen vor des Gegners Tor und unglaublichen Fehlschüssen doch noch das Ziel fand und sein Glück selbst kaum fassen konnte.

Die Gladbacher haben nach den Niederlagen von Leverkusen und Wolfsburg am 14. Spieltag ein bisschen Boden in der Tabelle gutmachen können, doch zum Vorstoß in die Spitzengruppe hat es noch nicht gereicht. Um so wichtiger wäre jetzt mal wieder ein „Big Point“ wie gegen Leipzig (1:0) am Anfang der Saison. So recht glauben mag man allerdings nicht daran, sprangen doch die weiteren vier Siege gegen die letzten Vier der Tabelle heraus, und nun kommt der Champions-League-Gewinner des vergangenen Jahres in den Borussia-Park. Die Bayern mögen momentan verwundbar sein, und wenn, dann aber auch nur eine Hälfte. Mainz bekam es zu spüren, führte am vergangenen Sonntag in München zur Pause 2:0. Endstand: 2:5. So viel zum „schwächelnden“ FC Bayern. „Es wird eine große Aufgabe. Bayern München ist wahrscheinlich die derzeit beste Mannschaft der Welt“, mutmaßt Gladbachs Mittelfeldspieler Florian Neuhaus im Vorfeld des Topspiels, „es wird ein absolutes Highlight-Spiel.“ Sein Partner im Zentrum des Geschehens, Christoph Kramer, ist sogar voller Bewunderung für das Starensemble aus dem Süden: „Der FC Bayern ist eine Mannschaft ohne Starallüren, ein Team, das jedes Spiel mit Lust und Laune angeht.“

Diesen Eindruck vermittelte der Tabellenführer nach zunächst hoch überlegenem Spiel und einer 1:0 Führung auch an jenem 7. Dezember 2019, bis Ramy Bensebaini eine Sternstunde erlebte und den besten Torwart der Welt zweimal überlistete. Danach verloren die Bayern kein einziges Bundesliga-Spiel mehr und feierten unter ihrem neuen Cheftrainer Hansi Flick souverän ihre 30. Deutsche Meisterschaft.