Bayerns Start missglückt, van Buyten verletzt
München (dpa) - Gestützt auf Krücken humpelte Daniel van Buyten im Münchner Schneeregen aus dem Flieger - der Rückrundenstart war für ihn und seine Bayern durch das 1:3 (0:2) bei Borussia Mönchengladbach mächtig daneben gegangen.
Gleich nach der Rückkehr musste der belgische Innenverteidiger wegen seines Mittelfußbruchs operiert werden. Seine Kollegen trafen sich am Samstag dick eingepackt zum Auslaufen an der Säbener Straße. Nach der bereits fünften Saisonpleite war der deutsche Rekordmeister um Gelassenheit bemüht. Der Sonntag war trainingsfrei.
Von Krisengerede keine Spur, ein Ersatz für van Buyten soll nicht verpflichtet werden. „Das ist der erste Spieltag der Rückrunde, und ich weiß noch ganz genau die Debatten, die nach dem ersten Spieltag der Vorrunde losgegangen sind. Da wurde auch jegliche Sau durchs Dorf getrieben, und das wird jetzt wieder passieren“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger an den Mikrofonen des ZDF und von Sport1, „dann werden wir die sportliche Antwort genauso wie auch in der Vorrunde geben.“
Zum Auftakt der Hinrunde war Deutschlands Vorzeigeclub zu Hause mit 0:1 gegen die Gladbacher ausgerutscht. Am Ende der Hinserie waren die Bayern ganz oben. Dort wollen die in drei Wettbewerben noch mitmischenden Münchner auch am 34. Spieltag stehen - auch wenn die Konkurrenz aus dem Ruhrgebiet nach Punkten gleichgezogen hat. Es sei nie behauptet worden, dass das ein Selbstläufer werde, so Nerlinger, der „in erster Linie“ Dortmund, aber auch Mönchengladbach und Schalke auf der Rechnung hat.
„Natürlich ist der FC Bayern an diesem ersten Rückrundentag der große Verlierer“, räumte „Kaiser“ Franz Beckenbauer am Sonntagabend in der Sendung „Sky90“ ein, fügte aber hinzu: „Vielleicht ist es auch ganz gut so.“ Am Samstag wollte der Bayern-Ehrenpräsident von der Bundesliga indes nichts hören. „Ich habe den Spieltag gestern komplett verweigert, aber heute geht's mir schon wieder besser“, sagte Beckenbauer und verlangte mehr Biss und Einsatz.
„Unser ärgster Konkurrent - neben uns selbst - ist immer noch Dortmund“, betonte ein angefressener Kapitän Philipp Lahm. Man habe es nicht geschafft, den Schwung aus der Vorbereitung mitzunehmen. Zudem lagen die Bayern zum sechsten Mal in dieser Spielzeit 0:1 zurück und kassierten dabei die fünfte Niederlage. Nur einmal konnten sie einen Rückstand noch drehen.
Vor 54 047 Zuschauer im ausverkauften Borussen-Park und Millionen an den TV-Bildschirmen des in knapp 200 Ländern übertragenen Spiels sorgte Manuel Neuer für den ersten großen Fehler. Ein Déjà-vu-Erlebnis - schon im Hinspiel hatte der Nationaltorwart beim 0:1 gepatzt. „Wir haben zwar die ersten drei Punkte hier liegen gelassen, aber wir haben noch genug Spiele vor der Brust“, sagte Neuer. Großartig gerügt wurde der Keeper nicht. Allerdings mahnte Trainer Jupp Heynckes das ständige Bestreben seiner Nummer 1 an, immer gleich offensiv zu denken. „Das ist sein Problem, er will das Spiel zu schnell machen. Er muss ruhiger und konzentrierter spielen.“
Mit der Führung durch Marco Reus im Rücken konnten die Gladbacher genau das machen, was sie so gut können - und womit die Münchner in dieser Saison trotz aller Dominanz nicht zurecht kommen: Perfekt organisiert verteidigen und pfeilschnelle Konter fahren. Auf der Gegenseite nahmen die Bayern ihren 67 Prozent Ballbesitz durch Ballverluste und Schwächen beim Umschalten in die Defensive die Wirkung. „Wir sind extrem beschissen gestartet, dann war es okay, dann wieder beschissen, dann waren wir bemüht und am Ende war es wieder beschissen“, fasste WM-Torschützenkönig Thomas Müller das Spiel etwas drastisch zusammen.
Mit seinen beiden Treffern zum 2:0 und 3:0 (41./71.) war U-21-Nationalspieler Patrick Herrmann der Matchwinner der Gladbacher, die 57 Prozent der Zweikämpfe gewannen und fünf Kilometer mehr als die Bayern liefen. Bastian Schweinsteigers 1:3 (76.) kam zu spät für die spielerisch überlegenen Bayern. „Das wird uns nicht aus der Bahn werfen. Wir bleiben weiterhin Erster. Und wenn wir am Ende mit zehn Niederlagen Erster sind, ist mir das auch egal“, versicherte Nationalspieler Toni Kroos cool. Mit der Rückkehr des am Freitag gesperrten Franck Ribéry wird er wieder ins Zentrum rücken, wo er deutlich effektiver als außen ist.
Auch Bastian Schweinsteiger, dem beim Pflichtspiel-Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause noch fehlende Praxis anzumerken war, dürfte dann wieder besser in Tritt sein. Abhaken und schnell auf die Aufgabe gegen die von Ex-Coach Felix Magath trainierten Wolfsburger konzentrieren, hieß das Motto der Münchner. „Wir sind noch nicht, wo wir sein müssen“, analysierte Bayerns enttäuschender Superstar Arjen Robben, „das müssen wir nächste Woche richtig schnell wieder zurückbekommen.“