Bei Gladbach schrillen die Alarmglocken
Borussia- Coach Favre vermisst das nötige Selbstvertrauen in seinem Team.
Bremen. Das Donnerwetter nach der peinlichen 0:4-Pleite bei Werder Bremen hatte es in sich. Gleich nach dem Schlusspfiff im Weserstadion berief Lucien Favre die Profis von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach in die Kabine. Standpauke des Cheftrainers. „Es sind einige Dinge knallhart angesprochen worden. Ich hoffe, es hat den einen oder anderen wachgerüttelt. Wir sind jetzt alle als Mannschaft gefordert. Der Trainer hat am wenigsten Schuld an unserer Situation“, verrät Torhüter Marc-André ter Stegen später.
Manager Max Eberl konnte das Spiel in Bremen nur folgendermaßen beschreiben: „Wir kriegen ein Gegentor — und dann setzt die Kopflosigkeit ein. Und mit dieser Kopflosigkeit kriegst du dann kurz vor der Halbzeit das 2:0. In der 2. Hälfte waren wir dann auch teilweise sehr sorglos, haben Glück, dass wir nicht noch zwei, drei mehr kriegen.“
Bei den Fohlen läuten die Alarmglocken. 16 Gegentore nach acht Liga-Spieltagen sind bereits mehr als ein Warnsignal. Allein 13-mal schlug die Kugel in den vergangenen vier Pflichtspielen im Borussen-Tor ein. Wird dieser Trend nicht schleunigst gestoppt, droht zwangsläufig der Absturz in den Tabellenkeller.
Dabei war die Defensive während der vergangenen Saison mit insgesamt 24 (!) Gegentreffern noch die Parade-Reihe. „Man kann auswärts ja mal verlieren“, so Eberl, „das ist ja noch kein Beinbruch. Aber zuerst Dortmund, nun die Klatsche in Bremen. Wir sollten aufpassen, dass wir uns mit diesen Gegentoren nicht in eine Situation bringen, in der das Torverhältnis auch einen Punkt bedeuten kann.“
Im Abstiegskampf etwa? Offiziell spricht über dieses Szenario noch keiner im Borussia-Park. Warum auch? Der Rückstand auf den Tabellenvierten Dortmund beträgt lediglich drei Punkte. Mehr Zähler trennen Borussia aber auch nicht von Relegationsplatz 16. In Bremen bemerkte Kapitän Filip Daems bereits: „Jeder von uns sollte gewarnt sein. Wir wissen noch alle, dass so etwas sehr gefährlich werden kann.“ Favre hat den Ernst der Lage längst erkannt.
Das Auslaufen am Sonntag funktionierte der Schweizer prompt in eine ernsthafte Trainingseinheit um. Und deutete im Anschluss an, auf was sich die Fans in den kommenden Wochen einstellen müssen. Zähe Geduldsproben statt flotten Fohlen-Fußball mit Unterhaltungswert. „Wir sprechen immer wieder über die Fehler, das wird ja analysiert. Das ist die Möglichkeit, die wir als Trainer haben. Wir müssen einfache Fehler korrigieren — aber es braucht seine Zeit. Das wird ein langer Prozess. Auf uns wartet harte Arbeit.“ Zumal die über 30 Millionen Euro, die Borussias Entscheider im Sommer für neue Stars in den Kader gepumpt haben, noch keine große Rendite abwerfen.