Borussia vertändelt Sieg
Gladbach vergibt in Bremen zu viele Chancen und muss sich mit Remis begnügen.
Mönchengladbach. Lucien Favre (56) stand auch am Tag nach dem bitteren 1:1-Remis bei Werder Bremen noch unter Spannung. Borussias Cheftrainer ersparte seinen Profis die Analyse des Auftritts im Weserstadion am Sonntag nach dem gemeinsamen Auslaufen nicht. Raffael, Herrmann, Kruse und Co. bekamen per Video noch einmal vorgeführt, wie sie am Samstag an der Weser das Kunststück vollbracht hatten, nach einer frühen Führung und überlegenem Spiel zig sogenannter hundertprozentiger Torchancen allzu leichtfertig zu vergeben.
Zu Favres Film gehörte natürlich auch die Szene, die den Bremer Ausgleich wenige Augenblicke vor Spielende durch Obraniaks tollen Freistoßtreffer erst ermöglicht hatte. „Wir haben Einwurf — werfen den Ball aber anstatt lang nach vorne in die Mitte“, so Favre, „und dann spielen wir auch noch Foul, was völlig unnötig war. Kleinigkeiten, die wir schnell abstellen müssen.“
Als der Schweizer Fußballlehrer dann einen Großteil der Spieler in den Rest-Sonntag verabschiedet hatte, trudelte eine Hiobsbotschaft in der Fohlen-Kabine eine, die Favre erst einmal verdauen musste. Linksverteidiger Oscar Wendt hatte sich in Bremen schwer verletzt. Die Diagnose: Innenbandriss im linken Knie. Der 28-Jährige fällt somit wochenlang aus. Möglich ist sogar das vorzeitige Saisonaus für den Schweden. Wendts Knie hatte sich bei einem Schussversuch unglücklich verdreht, weil ein Bremer Spieler ihn just in dem Moment, als er ausholte, attackierte.
Favre: „Ich war selbst Spieler. Ich weiß, wie bitter das für Oscar ist.“ Wendts Verletzungspech brachte erstmals seit vergangenen November Kapitän Filip Daems (35) zurück ins Spiel. Es spricht für dessen Charakter, dass er sich über seinen rund 15-minütigen Einsatz in Bremen nicht wirklich freuen konnte. „Ich will immer auf dem Platz stehen“, so der Belgier, „aber eine Verletzung wünsche ich keinem. Ich habe selbst zu Saisonbeginn durch eine Verletzung meinen Stammplatz verloren. Ich weiß, wie sich das anfühlt und wie hart das einen Profi trifft.“
Dennoch: Wendts Pech ist Daems’ Chance, sich schon im kommenden Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim wieder in den Fokus zu spielen. Dazu deutet alles darauf hin, dass der Ende Juni auslaufende Vertrag des aktuell dienstältesten Borussen-Profis doch noch um ein weiteres Jahr verlängert wird. Daems auf Nachfrage: „Ja, es sieht gut aus. Ich glaube, ich spiele auch nächste Saison hier. Aber nichts ist sicher, bis nicht der Vertrag unterschrieben ist. Ich habe immer gesagt, dass Borussia mein erster Ansprechpartner ist. Ich spiele schon so lange für diesen Klub, ich fühle mich sehr wohl hier, darum habe ich mich auch nicht mit anderen Vereinen zusammengesetzt.“ In den nächsten Tagen, so Daems, könne bereits eine Einigung bekanntgegeben werden.