Dutt froh nach Obraniaks Traumtor: Gut für die Moral
Bremen (dpa) - Werder-Manager Thomas Eichin erhielt das schönste Präsent zum einjährigen Dienstjubiläum von Ludovic Obraniak.
Der polnische Nationalspieler, den Eichin in der Winterpause für relativ wenig Geld von Girondins Bordeaux verpflichtet hatte, traf mit einem direkt verwandelten Freistoß zum 1:1 (0:1)-Endstand gegen Borussia Mönchengladbach.
Das späte Traumtor in der 88. Minute belohnte den unermüdlichen Bremer Einsatz und bestrafte den geradezu fahrlässigen Umgang der Gladbacher mit ihren vielen Top-Chancen. „Die Erleichterung bei uns ist groß. Wir haben enorm gefightet und mutig gespielt“, stellte Eichin fest. Als er am 15. Februar 2013 seinen Dienst an der Weser antrat, war Thomas Schaaf noch Trainer und Werder steckte Kampf gegen den Abstieg. Daran hat sich zwölf Monate später wenig geändert.
Der neue Trainer Robin Dutt kommentierte - in lockerer Anlehnung an die Mondlandung - das Remis gegen die keineswegs überirdischen Gladbacher fast schon philosophisch: „Der Punkt ist ein kleiner Schritt in der Tabelle, aber hoffentlich ein großer für die Moral.“
Mit 21 Zählern steckt Werder weiterhin im Abstiegskampf. Das Team ist seit vier Partien ohne Sieg, die spielerischen Mängel konnte auch der bemerkenswerte Kraftakt in der zweiten Halbzeit nicht ganz übertünchen. Nach dem frühen 0:1 von Raffael (6.), begünstigt durch einen kapitalen Schnitzer von Innenverteidiger Assani Lukimya, drohte eine erneute Pleite. Dutt wechselte den verunsicherten Lukimya kurz danach aus. „Das tat mir unheimlich leid“, erläuterte der Werder-Coach eine Maßnahme, die ihre Wirkung nicht verfehlte.
Nachrücker Felix Kroos stabilisierte auf der ungewohnten Position die Abwehr, und aus dem Mittelfeld entwickelten Aleksandar Ignjovski und Philipp Bargfrede nach der Pause viel Druck. „Wir wollten, dass man über die zweite Halbzeit spricht und nicht über den Fehler von Luki“, sagte Abwehrmann Sebastian Prödl. Torschütze Obraniak, der unauffällig agierte und beim Tempo noch zulegen kann, bewies bei aller Freude über den gefeierten Ausgleich Realitätssinn: „Man muss auch sagen, dass ein Punkt im Heimspiel eigentlich zu wenig ist.“
Für die Gladbacher war der erste Punkt im Jahr 2014 nach zuvor drei Pleiten ebenfalls zu wenig. „Wir haben gute Chancen ausgelassen, das ist sehr, sehr bitter“, haderte Nationalspieler Max Kruse. Trainer Lucien Favre monierte Eigensinn und Unentschlossenheit beim Abschluss der hochkarätigen Konter. „Manchmal haben wir die falschen Entscheidungen getroffen“, erklärte Favre.
Durch den Schalker Sieg in Leverkusen wuchs der Rückstand der Borussia auf Rang vier noch mehr an. „Wir haben 34 Punkte, das ist zu wenig“, sagte Kruse. „Ein Punkt ist am langen Ende nicht so schlecht, trotzdem müssen wir uns ärgern“, erklärte Sportdirektor Max Eberl. Er hatte schon als Spieler nicht in Bremen gewonnen, wo die Gladbacher seit nunmehr 27 Jahren sieglos sind. „Vielleicht fahre ich das nächste Mal nicht mit. Das macht keinen Sinn mehr“, scherzte Eberl.