BVB-Himmelsstürmer auf dem Weg zum Vereinsrekord
Dortmund (dpa) - Die Laune von Jürgen Klopp war prächtig wie nach einem rauschenden Fußballfest. Obwohl der Trainer von Borussia Dortmund beim 1:0 (1:0) über Bayer Leverkusen keinen magischen Ballzauber, sondern ein unspektakuläres Geduldsspiel seines Teams gesehen hatte, geriet er ins Schwärmen:
„Ich bin total zufrieden. Auch diese Prüfung haben wir gemeistert.“ Für den einzigen Geniestreich des Spiels sorgte Shinji Kagawa. Den Siegtreffer des Japaners bedachte Klopp mit einem Sonderlob: „Das war ein Weltklasse-Tor.“
Zur großen Freude des Fußball-Lehrers bewies sein junges Team erstaunliche Reife - diesmal jedoch im Defensivbereich: „Ich bin überhaupt nicht nervös geworden und hatte immer das Gefühl, die Jungs regeln das schon.“ Selten ist das mit diversen Nationalspielern besetzte Team aus Leverkusen im Angriff so harmlos aufgetreten. Nur bei einem Schuss von André Schürrle (52.) war Torgefahr erkennbar.
Das machte den Gästen wenig Mut für die schwere Aufgabe gegen das Starensemble aus Barcelona. Angesichts der faden Offensivbemühungen seiner Profis schwante Robin Dutt für das Achtelfinale in der europäischen Königsklasse wenig Gutes: „Am Dienstag dürfte es noch einen Tick härter werden.“ Der Bayer-Coach hofft auf die belebende Wirkung des internationales Rampenlichts: „In der Champions League hatten schon viele zwischenzeitlich den Glauben an uns verloren.“
Allein die Leverkusener Hintermannschaft genügte in Dortmund höheren Ansprüchen. Das konnte Rudi Völler jedoch nicht über die bereits sechste Saisonniederlage hinwegtrösten. Ernüchtert nahm der Sportdirektor Abschied von der zu Saisonbeginn ausgegebenen Zielsetzung. Schließlich liegt der für die erneute Champions-League-Qualifikation nötige vierte Tabellenrang bereits zehn Punkte entfernt. „Wir sind keine Träumer oder Fantasten. Unser Hauptaugenmerk muss zunächst einmal der Absicherung des Europa-League-Platzes gelten“, sagte Völler.
Mit einem Spieler wie Dortmunds Kagawa hätte Bayer vielleicht noch höhere Ziele im Visier. Der Japaner dirigierte nicht nur das Angriffsspiel seiner Mannschaft, sondern machte sich erneut auch als Torschütze verdient. Dank seines 7. Saisontreffers kurz vor der Pause rangiert der Titelverteidiger in der Tabelle weiter ganz oben. Die seit Beginn der Rückrunde anhaltend gute Form des Ballkünstlers veranlasste Nationalspieler Mats Hummels zu einem ungewöhnlichen Lob: „Manche seiner Bewegungen sind einfach geisteskrank.“
Die jüngste Erfolgsserie der Borussia erinnert an die zurückliegende Meistersaison. Damals wie heute blieb sie in 15 Saisonspielen hintereinander ohne Niederlage. Am kommenden Spieltag könnte das Team bei Hertha BSC den Vereinsrekord knacken. Zur Not mit einer ähnlich pragmatischen Vorstellung wie gegen Leverkusen. Kapitän Sebastian Kehl hätte nichts dagegen: „Wir müssen nicht jedes Mal ein Feuerwerk abbrennen.“