Gladbach gegen 1. FC Köln Derby-Sieg — Balsam auf die Wunden
Beim Rhein-Duell am Samstag gegen den 1. FC Köln will Trainer Lucien Favre mit Gladbach wieder zurück in die Erfolgsspur finden.
Mönchengladbach. Das Geschäft Fußball-Bundesliga — es ist gnadenlos. Gestern noch Heilsbringer und Erfolgsgarant, heute geforderter Pilot im Fohlen-Sturzflug-Jumbo. So in etwa lässt sich die — auch emotionale — Situation von Gladbachs Cheftrainer Lucien Favre beschreiben. Der 57-Jährige durchlebt mit seiner Mannschaft aktuell eine sportliche Krise, die in diesem Ausmaße mehr als überrascht. In der vergangenen Spielzeit noch Sensationssturm auf Platz drei samt Qualifikation für die Champions League. Nun, zum Start der neuen Saison, bereits fünf Mal in Folge Verlierer. Niederlagen, wie das jüngste, am Ende sogar blamable 0:3 in der Königsklasse beim FC Sevilla, haben Favre samt Manager Max Eberl und die Borussen-Granden in die Kritik bei der knurrenden Basis gebracht.
Es zeigt sich allerdings, dass die Macher am Niederrhein Krisenmanagement mittlerweile aus dem Effeff beherrschen. Die Botschaft „Nur die Ruhe - wir stehen das gemeinsam durch!“ wird routiniert verkauft. Dazu Geschlossenheit demonstriert. Und der Trainer? Der zeigt, dass er sich seit seiner spektakulären Demission 2009 in Berlin weiterentwickelt hat. Favre kann ebenfalls Krise. Selbst im Schweinwerferlicht und vor laufenden Kameras. Der Schweizer wischt nonchalant alle unbequemen Fragen und Gerüchte um seine Person bei Seite. Amtsmüde? Keine Lust mehr auf den nächsten Neuaufbau? Favres lässiger Konter: „Ich bin nicht müde. Ganz im Gegenteil. Ich arbeite weiter hart. Vielleicht sogar noch mehr als vor vier Jahren, als ich hier angefangen habe. Am Ende des Tunnels kommt auch wieder das Licht. Manchmal musst du Geduld haben.“
Heute nun, mit dem Derby beim Erzrivalen 1. FC Köln, können die Borussen mit einem Schlag das reparieren, was in den vergangenen Wochen sportlich zu Bruch gegangen ist. Siege in Müngersdorf sind Balsam für die Fan-Seelen am Niederrhein.
In Gladbach darf durchaus zuversichtlich in die Domstadt reisen. Das Stadion in Müngersdorf ist in der Vergangenheit wiederholt ein Ort gewesen, an dem vermeintlich schlappe Fohlen wieder zu starken Hengsten mutierten. So in 2010, als Gladbach ebenfalls als Ligaletzter beim FC antrat - um am Ende mit 4:0 zu triumphieren. Zudem kehrt Granit Xhaka nach abgebrummter Sperre zurück. Mit Fabian Johnson steht nach Verletzung womöglich eine Stammkräfte wieder zur Verfügung, Patrick Herrmann war gestern nicht beim Abschlusstraining dabei.
Zudem hat es unter der Woche noch einmal einen demonstrativen Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans gegeben. Die Ultra-Gruppierung hat dem Mannschaftsrat in einem Gespräch die Beweggründe für den aktuellen Derby-Boykott samt Gegenveranstaltung in der Gladbacher Innenstadt (WZ berichtete) des harten Kerns dargelegt. „Es ist schade, dass die Fans gerade in der jetzigen Situation nicht beim Derby dabei sind, aber wir müssen das akzeptieren. Das werden wir auch“, sagt Granit Xhaka. Der schweizer Nationalspieler bringt das emotionale Feuer zurück, welches den Borussen zuletzt gefehlt hat. „Köln, das Derby — jeder hier weiß, was das bedeutet. Das ist ein Spiel, bei dem du dir den Hintern aufreißen und nach dem Spiel kotzen musst. Gegen Köln gibt es keine Ausreden. Wir wollen wieder Gänsehaut pur gegen Köln erleben.“ Das wollen die Fohlen-Fans ebenfalls. Anpfiff in Müngersdorf: 15.30 Uhr.