„Dumme Menschen“ Eberl erzürnt über Reaktionen zu Gladbacher Remis

Mönchengladbach (dpa) - Das kleine Erfolgserlebnis auf europäischer Fußball-Bühne konnte den tiefen Frust bei Borussia Mönchengladbach offenbar nicht vertreiben.

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Nach dem achtbaren Auftritt der Borussia beim 1:1 gegen Manchester City holte der angefressene Sportchef Max Eberl zum verbalen Rundumschlag gegen die Kritiker aus.

„Das sind dumme Menschen. Weil sie gedacht haben, dass André Schubert defensiv spielen will. Und er den Punkt verteidigen will. Oder aber wir hätten mit zehn Mann Manchester City am besten noch attackieren sollen“, kritisierte der Ex-Profi, der ansonsten auf eine betont diplomatische Wortwahl bedacht ist. Den Ex-Profi brachten allerdings die Pfiffe, die sich bei den personellen Maßnahmen von Trainer Schubert in der zweiten Halbzeit in die prächtige Champions-League-Atmosphäre mischten, auf die Palme.

„Ich habe die Leute damals gehört: Bitte, bitte, wir wollen einmal nach Europa. Jetzt waren es viermal, und jetzt ist es ein Automatismus? Das ist nicht realistisch“, sagte Eberl und setzte in Bezug auf die Erwartungshaltung noch einen drauf: „Da guckt keiner Fußball, sondern da will jemand nur Frust abladen. Da wartet einer nur, um zu sagen: 'Jetzt kann ich dem Eberl, dem Wichser, endlich wieder was sagen'.“ Eine Replik an eine Zeit, als er noch von einer ehemaligen Club-Größe wie Berti Vogts attackiert worden war.

Sechs Spiele ohne Sieg und insbesondere das jüngste 1:2 im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln haben in der Gegenwart beim fünfmaligen deutschen Meister tiefe Wunden geschlagen. In der öffentlichen Kritik steht Schubert, der als Nachfolger von Lucien Favre in der vergangenen Saison noch als Held gefeiert worden war.

Mit den Pfiffen nach dem Derby konnten alle Beteiligten noch umgehen. Aber die Unmutsbekundungen an einem Abend, an dem man in einer Gruppe mit dem Team von Pep Guardiola, dem FC Barcelona und Celtic Glasgow die Europa League erreichte, war zu viel. „Ich will nicht an einem Herzinfarkt sterben, nur weil ich diplomatisch bin und alles zurückhalte. Ich will mahnen, dass um uns herum Dinge entstehen, die ich irgendwann nicht aufhalten kann“, erklärte der Sportchef. „Und wenn das irgendwann soweit ist, dann muss ich nach Hause gehen.“ Letzteres wollte Eberl nicht als Rücktrittsdrohung verstanden wissen.

Der Blick richtete sich bei der Borussia aber auch auf die ermutigende Leistung gegen den englischen Ex-Meister und auf die nächste Aufgabe in der Liga, in der man am Samstag gegen 1899 Hoffenheim die Misere stoppen will. „Der wichtige Punkt in einem komplizierten Spiel kann der Mannschaft für die nächsten Aufgaben viel geben“, sagte Trainer Schubert.

Die Gastgeber gingen vor 45 921 Zuschauern durch Raffael (23. Minute) in Führung und lieferten ungeachtet des Ausgleichs von David Silva (45.+1) eine gute Partie ab. Deutlicher wurde der Unterschied nach dem Platzverweis für Kapitän Lars Stindl (51.), aber nach einer Gelb-Roten Karte gegen Fernandinho (63.) erkämpften sich die Borussen den einen Zähler.

Mit fünf Punkten ist Gladbach der dritte Platz in der Gruppe C vor Celtic Glasgow (2) nicht mehr zu nehmen. Das erste Saisonziel ist somit schon vor dem Abschluss der Gruppenphase mit dem Auftritt in FC Barcelona (12) am 6. Dezember erreicht. Eberl: „Wir wollten unbedingt in Europa überwintern. Es ist großartig, dass wir das geschafft haben.“

Der Druck nimmt nicht ab. Dem Heimspiel gegen die ungeschlagenen Hoffenheimer folgt die Herausforderung in Dortmund. „Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben, aber wir haben zu wenig Punkte“, sagte Verteidiger Tony Jantschke.